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Press-SchlagVerf***t noch mal, aber echt jetzt!

SAISONAUFTAKT Gute Kinderstube geht anders, aber manchmal hilft nur noch Fluchen: in Hamburg, in Leipzig, in Chemnitz

Wohl selten begann eine Bundesligasaison so verfickt wie diese. Beispiel HSV: Der kühne Klub, der es trotz jahrelanger Fehlpolitik und eines dauernörgelnden Investors einfach nicht in Liga 2 schafft (Voraussetzungen, die andernorts locker in die Regio­nalliga führen), hat es in der Eliteklasse bald noch schwerer. Nicolai Müller, Hamburgs Bester, fällt laaaange aus. Diagnose Kreuzbandriss.

Was war geschehen? Müller hatte sich über sein 1:0 gefreut, prompt war’s passiert. Das verf***te Knie! Zu propellerartig jubiliert, zu pirouettenhaft in die Eckfahne eingedreht, das dürfte (Dr.) Müller(-Wohlfarth) inzwischen wohl analysiert haben.

Dabei weiß jeder B-KlassenKicker, dass so was auch unfallfrei hinhaut. Nur muss vor der Dreherei der Körper halt warmgelaufen werden. Alles andere bringt nix, das wusste schon Ostvulkan Ede Geyer, der mal gesagt hat: „Wer sich dänen will, der soll nach Dänemark gehen. Bei mir wird gelaufen.“ Aber bei den Hamburgern, das weiß deren Investor ja, läuft unter Trainer Gisdol halt nix. Und gedänt wird wahrscheinlich auch nicht.

Lamentiert wird auch in Dortmund, auch dort wegen des besten Spielers, zumindest wenn man den möglichen Verkaufspreis, der einem doch etwas spanisch vorkommt, als Maßstab heranzieht. Bleibt er? Geht er? Streikt er? Wenn er bleibt, will er dann noch? Ob dieser Fragen fühlt sich der BVB von Ousmane Dembélé (und dem werbenden FC Barcelona) ordentlich verdembelt. Man könnte auch sagen: Ordentlich gef***t. Will man aber weder sagen noch werden, und so hat BVB-Chef Aki Watzke bestimmt: „Der FC Barcelona soll den von uns geforderten Preis bezahlen.“ Anzunehmen ist, dass dann verf***t viel Geld in den Pott fließen würde.

Aber weiter im Pott, nach Schalke. Dort gastierte am 1. Spieltag gezwungenermaßen ein Leipziger, von dem sie vor allem im königsblauen Lager finden, dass er sich mal schön selbst, na Sie wissen schon was, kann. Jener aus Schalker Perspektive verf***te Timo Werner, verschrien als Schwalbenwerner, liegt in der bundesweiten Fußballer-Liedgutliste auf Platz 2. Hinter Modeste, der ganz oben steht auf dem Podest. Logisch. Weil aber besonders ganz Schalke mit Begeisterung singt, dass Timo Werner ein Hurensohn ist (eben der Hit macht Platz zwei), war dessen Auftritt in der Gelsenkirchener Arena durchaus mit der branchenüblichen Spannung erwartet worden. Wie würde Werner reagieren, wie Schalke? Nun steht fest: S04 hatte vorgesorgt. Werners Passbild tauchte nicht auf dem Riesenvideowürfel in der Arena auf, wo man sonst gucken kann, ob die Gästespieler noch Pickel im Gesicht haben oder nicht. Von Werner aber sah man nur einen schwarzen Umriss, was dessen spätere Leistung auf dem Platz vorwegnahm. 0:2, Start verhauen. Oder, aus Schalker Sicht: Der Traum von der verf***ten Schale lebt! Sch****, denkt sich nur Weltmeister Höwedes, der das Ding als entmachteter Kapitän nicht in Empfang nehmen darf.

Und sonst? Gab’s viel Kinderkram bei Hannover 96, ein herrliches 1:3 von Bayer bei Bayern, bis zum Liverpool-Rückspiel hoffnungsvolle Hoffenheimer, kaputte Videobeweistechnik – und eine übellaunige aktive Fanszene. F*** dich DFB, war deren Motto, anhängerübergreifend groß präsentiert.

Na, na, warum denn so garstig, liebe Fans, so ablehnend Herrn Grindel gegenüber? Weil … ach, ersparen wir uns das Geschnatter und schauen nach Chemnitz, wo die CFC-Fans das Ganze auf den ominösen Punkt brachten und unmissverständlich klar machten, warum sie, die aktiven Fans, von Grindels Gesprächsbereitschaft wirklich nichts hören wollen. Ganz einfach, lieber DFB: „Wegen Bier ohne Alkohol.“ Verf***t noch mal! David Joram

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