Was tun in Hamburg?
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Sa, 19. 8., 15 Uhr, Balduintreppe

Kritik der Harmonie

Weil sich – nicht: trotz, sondern: wegen all der glitzernden Immobilienaufhübschung und Kommerzkultur-Großevents im gentrifizierten Stadtteil – unter vielen Anwohner*innen auf St. Pauli einfach keine harmonische Stimmung breitmachen möchte, lädt das unkommerzielle Festival „Elbdisharmonie“ seit 2009 alljährlich an die Balduintreppe, um Projekte, Institutionen, Räume in den Blick zu rücken, die sonst im stadtpolitischen Schatten verkümmern. Diesmal wird Geld gesammelt, um Menschen zu unterstützen, die während des G20-Gipfels „bei ihrer freien Meinungsäußerung den größten Schaden genommen haben“. Musik gibt’s unter anderem von DaSKArtell, Zeitbombe Armut und James & Black.

Sa, 19. 8., 11–19 Uhr, und Mi, 23. 8., 18 Uhr, Kampnagel

Kritik des Internets

Google, Facebook, Apple, Microsoft und Amazon: Für den weißrussischen Harvard-Wissenschaftler Evgeny Morozov sind die großen Tech-Firmen aus dem Silicon Valley und ihre Ideologie heute die größte Gefahr für die Demokratie. Weil das, womit sie ihr Geschäft betreiben: Daten, im Gegensatz zu anderen Handelsgütern ganz besondere Eigenschaften haben: Je mehr man davon besitzt, desto wertvoller werden sie. Daten und die künstliche Intelligenz, die auf ihnen aufbaut, müssen den Tech-Firmen entrissen und sozialisiert werden, fordert Morozov – sonst ist es sehr bald vorbei mit unserer Freiheit. Am Mittwochabend spricht der Internetkritiker auf Kampnagel über „Digital power and it’s discontents: why politics of data is crucial to the future of democracy“.

 Bereits am heutigen Samstag wird auf Kampnagel im Rahmen der Konferenz „Disrupting Democracy“ über den Einfluss digitaler Technologien auf die Demokratie diskutiert. Auf dem Podium sitzen unter anderem der Digitalwerbungs-Direktor von Donald Trumps Kampagne, Garry Coby, Vertreter*innen der Bewegung „MoVimento 5 Stelle“ aus Italien und Malka Older, Autorin des Cyperpunk-Thrillers „Infomocracy“. MATT

Fr, 26. 8., 19 Uhr, MOM/Fabrique im Gängeviertel

Ästhetik des Dagegen

Ob er das meint mit „militärischer Ästhetik“? Wer die Homepage des englischen Autors und Radiomachers Ben Watson (www.militantesthetix.co.uk) besucht, den trifft möglicherweise der Schlag. Oder vielmehr: ein knallendes Farbschema und überhaupt die Anmutung des sehr frühen World Wide Web. Wer sich aber nicht abschrecken lässt vom überbordenden Magenta-meets-Hellgrün, der stößt auf das, was Watson so alles interessiert, „Adornoism“ etwa, oder Aufsätze zu Punk oder Situationismus. Zusammen mit der Theoretikerin, aber auch Filmemacherin Esther Leslie spricht Watson jetzt über die heute ja mehr denn je in der Luft liegende Frage: „What is a Militant Aesthetic?“ Und wer nun mutmaßt, da müsse es doch auch um den deutschen Denker Walter Benjamin gehen, der einst der nationalsozialistischen Ästhetisierung der Politik mit einer Politisierung der Kunst begegnen wollte, der liegt völlig richtig. Den Abend in englischer Sprache moderieren Marzena Chilewski und der gerade neulich erst wieder als taz-Autor in Erscheinung getretene Roger Behrens. ALDI