Schutz von Korallenriffen: Der gute Hai
Der Raubfisch dient der Erhaltung gefährdeter Korallenriffs, sagt eine australische Studie. Nationalparks sollen seine Wiederansiedlung fördern.
BERLIN taz | Sind Korallenriffe wie das Great Barrier Reef noch zu retten? Eine am Montag erschienene Studie der University of Western Australia in Perth legt nahe, dass Korallen gesünder und widerstandsfähiger sind, wenn in ihren Riffen viele Haie leben. Dafür untersuchte ein Forscherteam der School of Biological Sciences und des Oceans Institute der University of Western Australia vier Monate lang Fischpopulationen von Riffen im Norden Australiens. Sie verglichen die Situation in Meeresschutzgebieten mit der in ungeschützten Zonen.
Die biologischen Daten von über 600 Fischen von rund 60 Arten deuten darauf hin, dass kleinere Raubfische sich bei einer zu niedrigen Zahl an Haien stärker vermehren. Die Raubfische ernähren sich von pflanzenfressenden Riffbewohnern, die normalerweise Algen fressen und so Korallen davor schützen, überwuchert zu werden.
„Die Studie bietet keine grundsätzlich neue Erkenntnis“, sagt Claudio Richter, Professor für die Ökologie mariner Tiere an der Universität Bremen und Leiter der Sektion Bentho-Pelagische Prozesse (BPP) am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. „Riffe unterliegen weltweit ganz ähnlichen Problemen.“
Im Great Barrier Reef löst ein ungekannt hoher Temperaturanstieg verstärkte Korallenbleiche aus, die zum Korallensterben führt. Es sei Richter zufolge allerdings möglich, neue Larven anzusiedeln. Dafür müsste jedoch das gesamte Ökosystem ausgeglichen sein. Nationalparks wie der Great Barrier Reef Marine Park erfüllten die wichtige Aufgabe, die generelle Wiederansiedlung von Haien zu fördern.
„Ein Nationalpark ist jedoch immer nur so gut wie jene, die sich darum kümmern, dass gesetzte Ziele auch eingehalten werden“, sagt Richter. Kontrollen und Dokumentationen seien teuer. Angesichts der Tatsache, dass Fische zu den weltweit am stärksten vom Aussterben bedrohten Arten gehören, weist die am Montag erschienene australische Studie deshalb auch darauf hin, dass Australien politische Schutzmaßnahmen forcieren sollte.
Welche Folgen es hat, wenn Fischerei nicht nachhaltig ist, zeigt sich am deutlichsten im Korallendreieck zwischen Indonesien, den Philippinen und Papua-Neuguinea. Die Korallenriffs, die die größte Artenvielfalt weltweit aufweisen, sind momentan am stärksten gefährdet.
Leser*innenkommentare
lions
Der "gute" Hai. Muss man schon mal als Attribut verwenden, wenn das "Der weiße Hai"- Trauma noch sitzt.