Sarah Wiener Die Zutat :
Schon seit Wochen findet man auf Wochenmärkten und in regionalen Geschäften das Sommerobst schlechthin: die Kirsche.
Es gibt sie in weit über 1.000 Sorten – in Gelb, allen Rottönen bis hin ins Schwarze –, und dennoch kennt kaum jemand auch nur einen reinen Sortennamen. Die meisten teilen die Kirschen in Früh- und Späternte und Süß- und Sauerkirschen ein. Das war’s.
Dabei haben die Kirschsorten mitunter sehr verschiedene Mengen an Inhaltsstoffen. Gemein ist ihnen allen Vitamin A, B und C, Eisen, Folsäure, viele sekundäre Pflanzenstoffe, eine Menge Polyphenole und der Stoff Anthocyan. Der sorgt für die satte Farbe der Kirsche und hilft unter anderem dabei, freie Radikale im Körper zu neutralisieren.
Besonders Sauerkirschen und ihr Saft sind eine Wunderwelt. Sie helfen, zumindest bei Mäusen im Labor, bei der Fettverbrennung, gegen Alzheimer, sind zum Teil tumorzerstörend, gut gegen Rheuma und andere entzündliche Krankheiten.
Kirschen wirken außerdem entwässernd, aber man bekommt kein Bauchweh, wenn man sie zusammen mit Wasser zu sich nimmt. Apropos Wasser: Waschen sollte man die Früchte am besten in stehendem Wasser, dann platzen sie nicht so einfach auf. Die roten Flecken auf den Händen beim Entsteinen kann man ganz gut mit reichlich Zitronensaft in Schach halten.
Vom 2-Sterne-Koch Marco Müller habe ich den Tipp erhalten, Kirschen zu salzen, einige Stunden stehen zu lassen, abzuwaschen und zum Beispiel mit Oliven, Feta und Olivenöl zu Fisch zu servieren. Köstlich und ungewöhnlich!
Ansonsten halte ich es meist banal: von Buttermilchkirschsuppe über den Kirschenfleck bis zum Blechsandkuchen, von dem ich nicht genug kriegen kann. Für Marmelade, Kirschkuchen und Torten sollte man lieber Sauerkirschen nehmen, die Säure macht den Gesamtgeschmack erst interessant und rund.
Kirschstrudel schmecken mir am besten, wenn ich die Kirschen mit etwas gerösteten Nüssen mische; das bindet auch etwas die austretende Flüssigkeit und gibt einen spannenderen Geschmack. Und Kirschknödel oder gefüllte Kirschtaschen – da kann ich noch so satt sein: Eine(r) geht sicher rein.
Doch der größte Genuss bleibt, die fleischigen, süßen Murmeln aus eigener Ernte direkt zu verputzen. Inklusive Kernweitspucken. Der Weltrekord liegt übrigens bei knapp 23 Meter. Nur zu!
Die Köchin Sarah Wiener stellt hier jeden Monat eine ihrer Lieblingszutaten vor.
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