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Lügen im roten Bereich

Norwegen Neues Portal prüft Politikeraussagen

„Auch wenn Siv Jensen diese Behauptung ein paarmal wiederholt hat – davon wird sie nicht richtiger“, heißt es in dem neuen unabhängigen Faktencheckportal Faktisk. Hier wird Norwegens Finanzministerin vorgeworfen, es mit der Wahrheit erneut nicht so genau genommen zu haben. Und deshalb ist eines ihrer Statements zum Arbeitsmarkt bei www.faktisk.no rot markiert. Ihr Ministerium konnte den Wahrheitsgehalt nämlich nicht dokumentieren. Und mehr: Die offizielle Statistik widerlegte sie auch noch.

PolitikerInnen, Organisationen und Medien sollten in Norwegen in Zukunft besser aufpassen, wollen sie nicht Gefahr laufen, dass ihre Äußerungen das Jensen-Schicksal teilen. Finanziert wird das Projekt von verschiedenen Stiftungen, Zeitungen, dem öffentlich-rechtlichen und dem kommerziellen Fernsehen. Und seine achtköpfige Redaktion hat den Auftrag, falsche Nachrichten aufzudecken und damit zu einer konstruktiveren öffentlichen Debatte beizutragen. Dabei will man sich von den Richtlinien leiten lassen, die das internationale Fakt-Checking-Netzwerk IFCN aufgestellt hat.

Konkret sieht die Arbeit so aus, dass die Redaktion sich öffentliche Behauptungen zu kontroversen Themen vornimmt, „bei denen es relevant ist, inwieweit sie wahr sind oder nicht“. Die UrheberInnen der Behauptungen werden informiert, erhalten die Möglichkeit zur Stellungnahme und der Prozess des Fakten-Checks wird auf der Website für LeserInnen nachvollziehbar dargestellt. Am Schluss steht eine Bewertung: Rot („völlig falsch“), Grün („absolut richtig“), Gelb („teilweise richtig“) oder Grau („unsicher“).

Faktisk-Chefredakteur Kristoffer Egeberg hofft, dass erfundene Meldungen auf diese Weise nun schnell verschwinden und „wir insgesamt zu größerer Präzision anregen“: Teilweise würde die Politik nämlich erstaunlich ungenau arbeiten. Bei den ersten 20 Faktenchecks gab es fünfmal Rot.

Reinhard Wolff Stockholm

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