Wochenübersicht: Bühne: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Zu den großen Gesängen unserer Zivilisation gehören nicht nur Thora, Koran oder die Bahavaghita, sondern auch das Kommunistische Manifest. Trotz Gysi und Ossi Lafontaine ist Letzteres allerdings etwas in Vergessenheit geraten. In seinem neuen Theaterabend beschäftigt sich nun Astrid Griesbachs Theater des Lachens mit der „Legende vom Kommunistischen Manifest“ und dem daraus resultierenden Konflikt zwischen Mensch und Vision. Bunte und lasterhafte Figuren wie das Gespenst des Kommunismus treiben im Fegefeuer des sozialen Lebens von heute ihr Unwesen und verbreiten darin Zauber und Schrecken. Ein anderes Gespenst wird ab Donnerstag im Theater unterm Dach zu besichtigen sein, und zwar Leni Riefenstahl. In „Leni – Eine Riefenstahl-Subjektive“ befasst sich Anja Gronau mit der Frage, ob gute Kunst eigentlich nur von guten Menschen gemacht werden kann. Im Hebbel am Ufer blickt man auf 16 Jahre Berlin ohne Mauer zurück und widmet der Sache gleich ein kleines Festival, das pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit enden wird. Eröffnet wird „Poker im Osten“ am Freitag mit einem Projekt des Theaterhauses Weimar über Treue und Unterwerfung: „Hunde“. Es geht weiter mit der Uraufführung eines Stücks von Gesine Danckwart. In „Soll:Bruchstelle“, wo sie selbst Regie führen wird, unternimmt Danckwart eine Recherchereise entlang der Ränder der ehemaligen Berliner Stadthälften. Im gleichen Kontext steht Hans-Werner Kroesingers Stück „Zu treuen Händen – Ein Passagenwerk“, das sich am Samstag mit den Aktivitäten der ehemaligen Treuhandgesellschaft befasst. In der Komischen Oper wird der katalanische Regisseur Calixto Bieito ab Sonntag die ökonomischen Abhängigkeit einer japanischen Geisha von einem Marineoffizier beleuchten, und zwar auf der Basis von Giacomo Puccinis Oper „Madame Butterfly“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen