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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Original und Remake, zu sehen an einem Abend: Mit „Nosferatu – Phantom der Nacht“ (1979) schuf Werner Herzog eine Hommage an F. W. Murnaus Gruselklassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1921): Sorgfältig wurden einzelne Einstellungen nachgestellt, die Vampirmaske entspricht mit Glatze, spitzen Nagezähnen und krallenbewehrten Händen der des Original-Darstellers Max Schreck, dessen Gestik und Körperhaltung von Herzogs liebstem Feind und Freund Klaus Kinski bis ins Detail kopiert wird. Die eigenständige Qualität des Films liegt in einem langsam-hypnotischen Rhythmus, seinen kalten Farben und der sorgfältigen Etablierung der erotischen Komponente des Vampirthemas. Das war zwar auch bei Murnau präsent („Einen schönen Hals hat Eure Frau“), doch etwas dezenter. Der überwiegend in realen Dekors gedrehte „Nosferatu“ war eine nicht autorisierte Bearbeitung des „Dracula“-Romans von Bram Stoker, bei der Murnau und sein Autor Henrik Galeen neben Ort und Zeit der Handlung die Figur des Grafen verändert hatten: Anstelle eines aristokratischen Libertins mit morbidem Charme schufen die Filmemacher einen poe­tischen Nachtmahr als dunkle Kehrseite des behaglichen deutschen Biedermeiers. Begleitet wird der Stummfilm von Susanne Schaak an der Kino-Orgel (21. 7., „Nosferatu“ (Herzog), 18 Uhr, „Nosferatu“ (Murnau), 20 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Drei kurze Stadtporträts zeigt das Arsenal im Rahmen der „Stadtsinfonien“-Thematik. Neben dem dokumentarischen „Portrait of a City“ (1961, über Kalkutta) des indischen Regisseurs und Filmkritikers Chidananda Dasgupta besticht René Clairs Debütfilm „Paris qui dort“ (1923) als surreal-komödiantische Fantasie eines totalen Stillstands der Metropole an der Seine: Bis auf wenige Ausnahmen erstarren die Menschen plötzlich in ihrer augenblicklichen Bewegung. Faszinierend die Aufnahmen des „schlafenden“ Paris aus der Perspektive eines Eiffelturm-Wächters. Neigungen zum Surrealen auch beim dritten Film, Jean Vigos „A propos de Nice“ (1930), eine schräge Dokumentation über reiche Müßiggänger in Nizza (25. 7., 19.30 Uhr, Arsenal 2).

Nicht nur für Kinder geeignet: In Hayao Miyazakis Anime-Meisterwerk „Chihiros Reise ins Zauberland“ (2001) verschlägt es die zehnjährige Heldin in eine Parallelwelt, in der eine Hexe ein Badehaus für Götter betreibt. Für Chihiro wird der unfreiwillige Ausflug in die Fremde eine Reise zu sich selbst: Ein verzogenes Kind entwickelt sich zu einem selbstbewussten Mädchen. (20.–26. 7., 12 Uhr, Wolf-Kino).

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