Recht, Hamburger zu sein

Aktivismus II Das Netzwerk „Recht auf Stadt“ wirbt zum G20-Gipfel für die Einführung einer Stadtbewohner*innen-Karte

HAMBURG taz | Während die G20-Delegierten in den Messehallen diskutieren, wie sich Migration eindämmen lässt, arbeitet das Hamburger Netzwerk „Recht auf Stadt“ an einem Weg, Migrant*innen solidarisch aufzunehmen. An zwei Ausgabestellen erhalten Interessierte die „Hamburg Urban Citizenship Card“ – eine Stadtbewohner*innen-Karte für alle, die in Hamburg leben.

Die Idee dahinter stammt aus den den USA, genauer gesagt, der „Solidarity City“-Bewegung. In Großstädten leben auch heute schon lange keine homogenen Gesellschaften mehr – somit entspreche die Verknüpfung bürgerlicher Rechte mit nationaler Zugehörigkeit schon lange nicht mehr der Lebensrealität, argumentieren die Aktivist*innen. Dabei verweisen sie auf die Theorie der amerikanischen Soziologin Saskia Sassen, die meint, dass Städte im Zeitalter der Globalisierung zu wesentlichen Akteuren werden.

In einigen amerikanischen Metropolen ist die Urban Citizenship Card bereits im Alltag der Menschen angekommen: So können Karteninhaber etwa in New York ein Bankkonto eröffnen, dürfen bei Ausweiskontrollen durch die Polizei nicht in Gewahrsam genommen werden, erhalten günstigere Medikamente und Zugang zu ohne Ausweis nicht nutzbaren öffentlichen Gebäuden oder können an Bildungsprogrammen teilnehmen. Anders als in den USA berechtige die Hamburg Urban Citizenship Card leider noch zu nichts, sagt Niels Boeing vom Verein „Wohl oder Übel“, der als Teil des „Recht auf Stadt“-Netzwerks für die Hamburger Stadtbewohner*innen-Karte wirbt.

„Die Menschen sollen sie ihren Freunden oder mal beim Amt vorzeigen“, sagt Boeing. Nur so könne eine öffentliche Debatte angestoßen werden – die dann vielleicht zur Einführung einer echten Karte führe. „Natürlich wissen wir, dass der Prozess ewig dauern kann“, so Boeing. Aber auch die Mietpreisbremse sei mal als utopisches Vorhaben abgestempelt worden – „und die kam auch“. muka