Galerie

Berlinische Galerie
: In Zungen sprechen: Drei Videos von Kerstin Honeit

Kerstin Honeit, „Pigs in Progress“, 2013 Foto: Berlinische Galerie

Man möchte Kerstin Honeit die Cindy Sherman der Stimme nennen. Selbst wenn der Vergleich bekanntlich immer hinkt. Wie Sherman ist auch Kerstin Honeit Objekt und Subjekt ihres künstlerischen Werks, Regisseurin ihrer Videoarbeiten wie deren maßgebliche Performerin. Anders als Sherman tritt sie immer als dieselbe Person auf, androgyn im schwarzen Anzug, weißem Hemd und Fliege. Dieses stereotype Alter Ego verwandelt sich nun in ganz unterschiedliche Menschen, dank deren lippensynchron unterlegten Stimmen.

Und so spricht aus ihr Dr. Bruno Flierl vom Freundeskreis Palast der Republik genauso wie Wilhelm von Boddien vom Förderverein Berliner Schloss oder Johannes Wien vom Humboldtforum. Sehr treffend nennt Honeit denn auch ihre Schloss-Talkshow, für die sie zwei Bauarbeiter, die einmal am Aufbau des Palastes der Re­pu­blik und ein anderes Mal bei dessen Rückbau beteiligt waren, als Gäste gewinnen konnte, „My castle your castle“. Meine Wildscheine, deine Wildschweine oder meine Alexis, deine Cristal wären auch gute Titel für ihre zwei weiteren Videos. Denn Kerstin Honeit nutzt die Stimmen für eine kritische, dialektische Diskursführung, in der parteiliche und ideologische, etwa rassistische Argumentations­linien umso deutlicher zutage treten. wbg

Bis 24. 7., Mi–Mo 10-18 Uhr, Alte Jakobstr. 124–128