DAS DING
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Foto: Rocko Schamoni

„Dahin, wo es stinkt“

Einige der Mächtigen der neuen Welt hat der Hamburger Künstler Rocko Schamoni verewigt – als Aschenbecher

Von den Hamburger Messehallen aus, wo die G20 tagen, sind es nur ein paar Schritte durchs zunehmend genervt wirkende Karolinenviertel. Neben viel „Musik von hier“ hat ein Laden namens Hanseplatte dort pünktlich zum Gipfel „Aschenbecher mit den Führern der neuen Welt“ ins Programm genommen. Vorrätig ist Wladimir Putin, aber vor allem: Donald J. Trump. Gewohnt pausbäckig, aber ungewohnt blass hebt sich sein Konterfei ein wenig aus dem Boden des glasierten Keramikrunds, das in Farbe und Marmorierung variiert. Handarbeit halt, nichts, das die Globalisierung ausgespuckt und per Container angelandet hat.

Denn gestaltet und hergestellt – mit den eigenen, so heißt es, „schönen Händen“ – hat die schmucken Aschbehälter der Hamburger Autor, Sänger und überhaupt Entertainer Rocko Schamoni, der – was vielleicht nicht jeder weiß – das Töpferhandwerk mal richtig gelernt hat. Ihn interessiere, hat Schamoni vor Längerem in einem Interview gesagt, „handwerkliche Arbeit, die zu Kontemplation führt“: Eine Schmuckkollektion hat er schon verantwortet („Scheiße by Schamoni“), aber auch Fliesen, die ausdrücklich keine Kunst sein sollen („Ich will mich damit nicht für den Kunstbereich anmelden, der ist genauso beschissen wie all die anderen“), sondern allenfalls für unberechenbare Wände.

Seine Aschenbecher nun bezeichnet Schamoni selbst als „Ass-Trays (oder auch einfach S-Trays)“. Auf Nachfrage führt er aus, es handele sich um eine „Antwort auf die raumgreifende Säuberung der Welt von allem Randständigen (wozu unter anderem natürlich auch Raucher gehören), gerade in den Ländern, in denen die neuen Populisten bereits die Macht ergriffen haben“. Also: abaschen auf einige Mächtige dieser Welt als kleiner widerständiger Akt, und sei’s auf dem eigenen Balkon? Unbedingt: Er arbeite, so Schamoni, mit „Bedeutungstransfers“ – das „Oberste“ und „Sauberste“ müsse an den untersten Platz, „dort, wo es stinkt und wehtut“.

Fest einschreiben lässt sich diese Deutung natürlich nicht: Wer weiß, ob die Herren Putin und Trump sich so ein Ding nicht gern selbst auf den Machtanspruch ausstrahlenden Massivholzschreibtisch stellen würden? Oder anders: Frau Bundeskanzlerin, Herr Bundesaußenminister: Falls in den Giftbags für die Gipfelteilnehmer noch Platz ist – vom Tagungsort bis zur Hanseplatte sind es nur ein paar Schritte durchs Karolinenviertel. ALDI