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Archiv-Artikel

„Eine Therapie fällt da raus“

Benefizkonzert Die 13-köpfige Band „Die Saxen“ spielt für das Flüchtlings-Behandlungszentrum Refugio

Von SCHN
Ingrid Koop

■ 58, ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin sowie Gründungsmitglied und psychotherapeutische Leiterin des Vereins Refugio.

Frau Koop, wenn ein Flüchtling so traumatisiert ist, dass er eine therapeutische Behandlung benötigt, kann er die bei Ihnen in Anspruch nehmen. Sie wiederum finanzieren Ihre Arbeit durch Spendengelder – wieso bezahlt das denn nicht das Sozialamt oder die Krankenkasse?

Ingrid Koop: Die meisten Flüchtlinge haben keinen direkten Zugang zu einer Krankenkasse, sondern nur zum Sozialamt. Und das Asylbewerberleistungsgesetz definiert leider, dass die medizinische Behandlung der Flüchtlinge nur eine Notfallbehandlung sein darf. Eine Therapie fällt da natürlich raus. Und in den wenigen Fällen, in denen die Krankenkasse zuständig ist, wird mindestens kein Dolmetscher bezahlt.

Verkraften Erwachsene Verfolgung, Krieg und Flucht besser als Kinder?

Es ist gar nicht so wichtig, ob jemand erwachsen ist oder nicht, denn die größte Rolle spielt, was nach dem traumatischen Erlebnis passiert, ob es Schutz, Sicherheit, Versorgung und verlässliche Bezugspersonen gibt. Kinder haben die in Form ihrer Eltern eher als Erwachsene, und dann haben sie bessere Chancen als sie, nicht zu erkranken.

Wenn sie doch erkrankt sind: Welche Hilfe bieten Sie an?

Wir bieten Einzel- und Gruppentherapien an oder auch Familiengespräche. Wir haben spezielle Gruppenangebote für Frauen oder ein Projekt, bei dem Jugendliche gemeinsam bei Werder Bremen kicken. Und wir haben Dolmetscher für ungefähr 15 Sprachen. Das hat sehr viele Vorteile, denn sie sind nicht nur Sprach-, sondern auch Kulturvermittler. Unser neuester Dolmetscher spricht Bambara, das spricht man in Mali. INTERVIEW: SCHN

Sonntag, 19.30 Uhr, Kulturkirche St. Stephani