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Weder Schimpf noch Schande: FIFA und Mexiko streiten ÜBER Semantik

Foto: Putosombrerofoto: ap

Wegen homophober Schlachtgesänge der Fans hat die Fifa die mexikanische Nationalmannschaft gerügt, berichtete dpa gestern. Deswegen hat „El Tri“ nun ihrerseits die Anhänger aufgerufen, beim Abstoß des gegnerischen Torwarts künftig auf die aus Tausenden Kehlen gebrüllte Traditionsbeschimpfung „Puto!“ zu verzichten. Die Gringos nähmen derlei Neckereien „sehr ernst“, hieß es in einem offenen Brief. Vollkommen zu Unrecht, wie Mexikos Trainer Juan Carlos Osorio erklärte. „Ich denke nicht, dass die internationale Interpretation richtig ist“, reklamierte er Deutungshoheit über seine Muttersprache. „Puto“ ist in Mexiko demnach kein Schimpf-, sondern ein vertrautes Scherzwort unter befreundeten Hombres, das Bewunderung für die grazile Gestalt und das einnehmende Wesen des Gesprächspartners ausdrückt. Überliefert ist, dass General Zapata seinen Freund Pancho Villa so bezeichnete, als der zu spät zur Revolution kam. Außerdem lobte Maximilian I., Kaiser von Mexiko, mit dem Wort die einwandfreie Aufstellung eines Füsilier-Kommandos. Daraufhin erschoss es ihn.

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