piwik no script img

heute in hamburg„Nicht einladend“

Beteiligung WilhelmsburgerInnen sollen das neue „Spreehafenviertel“ mitplanen. Sie sind skeptisch

Marianne Groß

74, ist Vorstandsmitglied des Vereins Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg, der im Jahr 2002 gegründet wurde.

taz: Frau Groß, freuen Sie sich auf das neue Spreehafenviertel?

Marianne Groß: Ich persönlich freue mich da nicht drauf. Mir wird das alles viel zu eng und viel zu kantig. Die Bürger fordern ja immer ein vielfältiges Stadtbild und auch mal was Rundes und in den Entwürfen ist letztendlich immer alles eckig.

Bei der Planung sollen doch die Wünsche der Menschen auf den Elbinseln zentraler Bestandteil sein.

Das hieß es beim Rathausviertel und beim Elbinselquartier auch schon. Ein Wunsch war immer, dass der Drittelmix erhöht wird, also dass mehr als ein Drittel der Wohnungen öffentlich gefördert wird. Aber der wird überhaupt nicht erhöht. In Wilhelmsburg hätten fünfzig Prozent der Bürger Anspruch auf eine Sozialwohnung.

Sie glauben also nicht, dass die Wünsche der Bürger in Zukunft berücksichtigt werden?

Nein. Das sind ja jetzt alles Entwürfe. Dann kommen die Investoren mit ihren Vorschlägen und Planungen und Kosten. Der Stadtteil wird sich völlig verändern durch die drei neuen Gebiete.

Auf einer Online-Plattform können die Bürger Vorschläge zur Gestaltung des Viertels machen. Ist das eine gute Idee?

Wahrscheinlich für junge Leute. Also ich werde da nicht aktiv. Wir hatten ja auch so ein Beteiligungsverfahren, wie jetzt zum Bau der A26, da haben sich nicht viele gemeldet.

Sind sie generell gegen den Bau des Viertels?

Eigentlich ja. Weil da ziemlich viel Natur bebaut wird. Da müssen dann Ausgleichswäldchen angelegt werden und dafür gibt es bald keine Fläche mehr. Und es werden immer Innenhöfe geplant, aber das bedeutet natürlich auch, dass nach außen hin der Anblick immer grenzwertig und nicht einladend ist.

Aber es werden auch neue Wohnungen benötigt.

Ja, das ist immer das Totschlagargument. Ich wünsche mir ja auch, dass neue Leute herkommen. Aber wenn hier 5.000 neue Wohnungen gebaut werden, dann brauchen wir auch einen Ausbau des Nahverkehrs, damit wir nicht so viel Durchgangsverkehr kriegen. Mit dem jetzt geplanten Ausbau der A26 werden die Schadstoffwerte allerdings steigen. Und ich wünsche mir, dass nicht alles immer eckig gebaut wird. Also ich möchte da nicht reinziehen in das neue Viertel.

Interview Lena Eckert

Das Beteiligungsverfahren startet heute online auf www.spreehafenviertel.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen