Fluglinie Bund und die Länder Berlin und NRW prüfen Voranfrage für Bürgschaft
: Air Berlin will an Staatshilfe genesen

Berlin taz | Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus. Flüge fallen aus, sind überbucht oder verspätet. Die Gepäckausgabe am Berliner Airport Tegel klappt seit Monaten nicht richtig. Die fälligen Entschädigungszahlungen gehen in die Millionen, wofür dem angeschlagenen Unternehmen das Geld fehlt.

Deshalb hat Air Berlin in Nordrhein-Westfalen und in Berlin eine Voranfrage für eine staatliche Bürgschaft gestellt. Mit den Ländern prüft der Bund die Anfrage, weil der in Rede stehende Bürgschaftsbetrag mehr als 10 Millionen Euro beträgt. Ob der Staat den Hilferuf erhört, ist offen. „Für uns ist unabdingbare Voraussetzung das Vorliegen eines tragfähigen Zukunftskonzepts“, sagt eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Es gebe keine Vorfestlegung. Die Anfrage kommt der Politik im laufenden Wahlkampf erkennbar ungelegen. Das Bundesverkehrsministerium will sich gar nicht äußern.

Air Berlin braucht dringend einen Partner, wenn das Überleben der Fluggesellschaft gesichert werden soll. Mehr als 1 Milliarde Euro Schulden lasten auf der Bilanz. Immer wieder schießt der arabische Großaktionär Etihad Millionen zu. Noch steht die Mutter aus Abu Dhabi zu den finanziellen Verpflichtungen Air Berlins – und nur deshalb ist der einstige Lufthansa-Konkurrent noch nicht pleite.

Etihad und Tui hatten eigentlich Pläne für eine gemeinsame Ferienfluggesellschaft geschmiedet. Doch die Gespräche sind in dieser Woche überraschend geplatzt. Die unter der Marke Niki firmierende Urlaubsfliegersparte Air Berlins wird wie schon im Dezember angekündigt an Etihad verkauft. Air Berlin fliegt dann unter eigenem Label noch Fernreisen und Städteverbindungen.

Luftfahrtexperten sehen in einer Übernahme durch die Lufthansa noch eine Chance für die Berliner. Der Branchenprimus hat Interesse bekundet, aber nur, wenn Air Berlin zuvor entschuldet wird und die Kosten senkt. Dann müsste auch noch das Kartellamt mitspielen.

Die Vorgeschichte der Airline macht wenig Hoffnung auf eine erfolgreiche Sanierung. Seit Jahren fliegt das Unternehmen Verluste ein. Besserung wurde angekündigt, trat aber nicht ein. Der Bestand an Flugzeugen wurde zwar schon verkleinert, doch die Kosten sind im Vergleich zu Wettbewerbern wie Ryan­air und Easyjet immer noch zu hoch. Wolfgang Mulke