Portrait: Der Briefeschreiber
Die SMS war ein Hilferuf. Gerade im Kosovo angekommen, schickte die Familie B. die Worte „Hilfe. Wurden abgeholt“ an ihre Vertrauensperson in Deutschland – Pastor Christoph Huppenbauer. Der 68-Jährige unterstützt Geflüchtete, die von Abschiebung bedroht sind. Den Fall der Familie B., die der Minderheit der Roma angehört, empfindet Huppenbauer als Skandal.
In einem offenen Brief schreibt er von einem „Überfall der Polizei auf eine ausreisewillige Romafamilie“. Nachts gegen halb drei hätten Polizisten die Wohnung der Familie im schleswig-holsteinischen Schönwalde gestürmt „als wären sie Terroristen“. Die Eltern und die fünf Kinder hätten tief geschlafen. Es sei ihnen wenig Zeit gegeben worden, um ihre Habseligkeiten zu packen, bevor sie in ein Flugzeug gesetzt wurden.
Dabei habe die Familie eingewilligt, „freiwillig“ auszureisen. „Sie wollten unbedingt die Kinder vor der traumatisierende Erfahrung einer polizeilichen Abschiebung bewahren“, sagt Huppenbauer, der 2012 in den Ruhestand gegangen ist und sich neben Gottesdienstvertretungen und der Arbeit für die Christoffel-Blindenmission für Geflüchtete engagiert.
Er selbst hatte die Familie B. nach Berlin in die kosovarische Botschaft begleitet, doch für die freiwillige Ausreise fehlten Unterlagen.
Die Ausländerbehörde im Kreis Ostholstein kritisiert, dass der Pastor die Rückführung einen „Überfall“ nennt. Die Rückführung der Familie, die sich bereits zum zweiten Mal illegal in Deutschland aufgehalten habe, sei „geordnet und ruhig“ abgelaufen, sagt eine Behördensprecherin. „Für eine freiwillige Ausreise war kein Raum mehr.“ Denn nach einer Aussetzung der Abschiebung in den Wintermonaten sei es nun nicht absehbar gewesen, dass die Familie die fehlenden Dokumente nachreiche.
Huppenbauer, der in Hamburg studierte und dem man seine schwäbische Herkunft auch nach Jahrzehnten in Norddeutschland noch anhört, macht sich große Sorgen um die Familie. Der Kontakt zu den Eltern ist abgerissen. „Ich weiß nicht, wo sie jetzt sind.“ rea
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen