Das Ding, das kommt
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Weil sich das Handy nicht komplett verbannen lässt, versuchen immer mehr Schwimmbadbetreiber mit Aufklebern ungebetenes Fotografieren zu verhindern Foto: Lens Seal

Bilderverbot am Beckenrand

Vorneweg sind die Verantwortlichen beim Hamburger Schwimmbadbetreiber Bäderland damit nicht: Passend zur Eröffnung der diesjährigen Freibadsaison gab das städtische Unternehmen jetzt bekannt, dafür sorgen zu wollen, dass Besucher einander nicht mehr ungefragt fotografieren – mit Hilfe von Aufklebern für die Handy-Linse.

Die sind in Österreich und Luxemburg schon länger im Einsatz, hierzulande zuerst eingeführt hat sie im vergangenen November die Lüneburger Salztherme „Salü“. Die hat in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen einerseits ein allgemeines Foto- und Filmverbot stehen, wie es viele Bäder formulieren – womit sie ihr Hausrecht möglicherweise zu weit auslegt, wie der Hamburger Rechtswissenschaftler Ulrich Karpen jetzt dem Hamburger Abendblatt sagte: Er schätzt, „ein in der Öffentlichkeit allgemein übliches Informationsverhalten, nämlich zu fotografieren“, dürfe in der Badeanstalt nicht eingeschränkt werden.

In Lüneburg nun folgt in eine Präzisierung: „Die Verwendung von Smartphones ist verboten, es sei denn, der Gast klebt die Kameralinsen des Smartphones mit einem (…) unentgeltlich zur Verfügung gestellten Aufkleber ab.“ Wer etwa die eigenen Kindern beim Schwimmenlernen dokumentieren will, dem bietet das „Salü“ an, selbst Aufnahmen zu machen und den Eltern zu überlassen.

Im Zusammenhang mit dem Bilderverbot weisen die Verantwortlichen gern auf das Recht am eigenen Bild hin, dass durchs wilde Fotografieren ja in der Tat verletzt werden könnte, ferner auf den Schutz von Kindern vor pädophilen Knipsern. Und gerade erst ließ sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung ein Bild allgemeiner Verrohung und also gestiegener Sicherheitsbedürfnisse am Beckenrand zeichnen. Im Gespräch mit der taz hat ein Hersteller spezieller Einwegaufkleber jüngst aber auf einen anderen Zusammenhang hingewiesen: Dass sich Bäder verstärkt an sein Unternehmen wandten, habe angefangen „mit der Flüchtlingsthematik im letzten Jahr“.

In Hamburg werden die Sticker mit der Anmutung kleiner Verbotsschilder zunächst in fünf Häusern getestet. Betreiber Bäderland bleibt dabei realistisch: Es gehe darum, das Bewusstsein zu schaffen, sagt Unternehmenssprecher Michael Dietel, nicht ums Verhindern. Das Mitführen von Mobiltelefonen ganz zu verbieten, davor scheuen die Bäder zurück wie der Allergiker vor gechlortem Badewasser. Denn wer Handys aussperrt, dem kommen die lukrativen jugendlichen Besucher gleich mit abhanden. ALDI