Zwei Tote bei Angriffauf Gästehaus in Kabul

Anschlag Eine Deutsche unter den Opfern.Kämpfe zwischen Taliban und Regierungstruppen

Häufig Ziel von Anschlägen: Kabul Foto: EPA/dpa

BERLIN taz | Bei einem Überfall auf das Gästehaus einer christlichen Nichtregierungsorganisation in Afghanistan sind am Samstagabend Ortszeit eine deutsche Mitarbeiterin und ein afghanischer Wachmann getötet worden. Eine Finnin wird vermisst. Sie wurde offenbar entführt, so ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums. Der Vorfall ereignete sich im Westen der afghanischen Hauptstadt Kabul. Den Angreifern war es offenbar gelungen, auf das Gelände des Gästehauses vorzudringen. Ihre Zahl ist bisher genauso unbekannt wie der genaue Ablauf der Attacke.

Bei der Organisation handelt es sich um Operation Mercy, die in Schweden beheimatet ist und 1991 gegründet wurde. Ihrer Webseite ist zu entnehmen, dass sie in zwölf Ländern aktiv ist und in Afghanistan unter anderem Selbsthilfegruppen von Frauen unterstützt.

Bisher hat sich noch keine Gruppe zu dem Angriff bekannt. Die Taliban griffen aber bereits früher christliche Entwicklungshelfer an, die sie der Missionierung beschuldigen. Sie sehen auch die US-geführte Militärintervention in diesem Kontext und verwenden deshalb Begriffe wie „Ungläubige“ und „Kreuzzügler“ für westliche Ausländer in Afghanistan.

Bei dem Angriff handelt es sich mindestens um den sechsten dieser Art seit 2008. Dabei kamen insgesamt mindestens 20 Ausländer ums Leben. Bei dem schwersten Vorfall bisher starben im August 2010 zehn Teilnehmer einer augenärztlichen Betreuergruppe in einem unterversorgten Gebiet in Ost-Afghanistan, darunter ebenfalls eine Deutsche. Der Kabuler Wachmann war das erste afghanische Opfer.

Gleichzeitig wurden am Wochenende aus neun Provinzen Kämpfe zwischen Taliban und Regierungstruppen gemeldet, darunter aus Balch, wo sich das afghanische Hauptquartier der Bundeswehr befindet. Bereits am Freitag hatten die Taliban die Provinzhauptstadt Ghasni südlich von Kabul angegriffen. Dort hatten sie schon vor zwei Jahren die örtliche Geheimdienstzentrale gestürmt und das digitale Archiv mitgenommen sowie Hunderte Gefangene befreit. Die Taliban hatten Ende April ihre diesjährige Frühjahrs­offensive eröffnet. In zwei der Provinzen begannen die Regierungstruppen Gegenoffensiven.

Bei dem Angriff handelt es sichmindestens um den sechsten dieser Art seit 2008

Thomas Ruttig