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THEATER

Theater Esther Slevogt

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

In einem Café fallen Schüsse, und Menschen sterben. In einem Theater tritt eine Rockband auf. Drei Männer mit Gewehren stürmen das Theater und richten ein Massaker an. Wir sind in Paris. Es ist der 13. November 2015. Mit diesem Tag befasst sich der Theaterabend „Anschlag“ im Heimathafen Neukölln, der eine Anatomie des Terrortages versucht: Wer waren die Attentäter? Wie reagierten Medien und Experten? Was geht in Leuten vor, die wahllos auf Wehrlose schießen? Wird die Angst vor Terror in der offenen Gesellschaft von ihren Feinden instrumentalisiert?

Fragen, die sich der Schriftsteller Johannes Hoffmann (1981 in Graz geboren) gestellt hat. Und der Regisseur Krzysztof Minkowski (1980 in Szczecin geboren), der auf der Basis von Hoffmanns Text mit vier Schauspieler*innen den Theaterabend inszenierte (Heimathafen Neukölln: „Anschlag“, 20. & 21. Mai, jeweils 19.30 Uhr).

Bruce Lee, der große Kämpfer, hätte sich wahrscheinlich nicht erschießen lassen. In seinen Filmen jedenfalls zeigt sich der Kampfkünstler von keiner Gefahr beeindruckt. Keine Bedrohung, der er nicht entkommen, die er nicht abwenden konnte: sein Körper gehorchte keiner Schwerkraft und nur ihm selbst. Das hat die Performer des Duos Vorschlag:Hammer so beeindruckt, dass sie ihr neues Theaterprojekt „I Do Not Believe In Styles Anymore“ der Untersuchung des Casus Lee gewidmet haben. Aber es sind natürlich postdramatische Fragestellungen, die den Diskurs bestimmen: „Wie unterscheiden sich der reale Kampf und seine Repräsentation in Sport, Film und auf der Bühne? Was bleibt, wenn Macht körperlich erzwungen oder legitimiert wird, und was bedeutet die Ausübung körperlicher Macht für eine Gesellschaft?“ Wer Antworten will, muss ins Ballhaus Ost kommen (Ballhaus Ost: „I Do Not Believe In Styles Anymore“, 18., 20. & 21. Mai, jeweils 19.30 Uhr).

Und wer nirgendwo hingehen und trotzdem Theater gucken will, dem sei das neue Onlinetheater.live empfohlen: also Theater im Internet. „Es existiert eine unausweichliche parallele digitale Welt mit eigener Sprache, eigenen Regeln und Bräuchen“, schreiben die jungen Theatermacher*innen in einer Art Gründungsmanifest, „eine Welt, in der wir alle mitexistieren. Ich kann sehen, wann du online bist, ich kann dir schreiben, wenn ich will, ich kann sehen, wann du meine Nachricht gelesen hast, ich kann dich auf unzähligen Wegen hier erreichen. In diese Welt setzen wir ein Theater, das aus ihr und mit ihr lebt.“ Wie das aussieht, ist ab 24. Mai, 22 Uhr hinter dieser URL zu erkunden: www.onlinetheater.live. Es geht mit einem Stück nach Motiven von Goethes Briefroman „Werther“ los.

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