Unterm Strich:
Der Philosoph Karl-Otto Apel ist tot. Er starb am Montagabend im Alter von 95 Jahren in Niedernhausen im Taunus. Apel gehörte mit seiner Diskursethik, die Immanuel Kants Moraltheorie neu formulieren wollte, zu den einflussreichsten deutschen Philosophen der Gegenwart. Er war bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1990 Professor an der Goethe-Universität in Frankfurt.
Mit der Entwicklung eines „praktischen Diskurses“, der zur Entwicklung gültiger Normen nur die Herrschaft des besseren Arguments kennt, sorgte Apel für lebhafte Debatten in der Philosophie. Voraussetzung dafür müsste aber nach Apels Meinung sein, dass alle Teilnehmer an einem solchen Diskurs gleichberechtigt sind.
Apel, 1922 in Düsseldorf geboren, studierte in der Nachkriegszeit an der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität und promovierte 1950 mit einer Arbeit über Martin Heidegger. Er hatte Professuren in Kiel und Saarbrücken, bis er Anfang der siebziger Jahre nach Frankfurt kam. Apel setzte sich in seinem Werk mit zeitgenössischen amerikanischen Philosophen wie Richard Rorty ebenso auseinander wie mit der französischen Postmoderne von Jacques Derrida und Jean-François Lyotard.
Apel habe die europäische und angelsächsische Philosophie zusammengeführt und den amerikanischen Pragmatismus unter deutschen Philosophen hoffähig gemacht, sagte einst Jürgen Habermas, mit dem Apel seit Studienzeiten befreundet war.
Als Hauptwerk Apels gilt seine 1973 erschienene Aufsatzsammlung „Transformation der Philosophie“. Sein letztes Buch („Transzendentale Reflexion und Geschichte“) erschien Anfang des Jahres im Suhrkamp Verlag. Ihr Vater habe bis zuletzt Anteil am geistigen und politischen Leben genommen, sagte seine Tochter Dorothea Apel am Dienstag.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen