: Gut geklickt und schlecht versichert
HEIMARBEIT Viele Crowdworker können von ihren Klickjobs im Internet nicht leben
Die Studie beschäftigt sich mit den Arbeitsbedingungen der sogenannten Crowdworker. Damit gemeint sind selbstständige Heimarbeiter, die Aufträge über Vermittlungsplattformen im Internet erhalten. Dort bieten beispielsweise Betreiber von Onlineshops das Erstellen von Werbetexten an. Schätzungsweise „mehrere Hunderttausend“ Beschäftigte in Deutschland verdienen auf diese Art inzwischen Geld – oft in den eigenen vier Wänden. Die Gewerkschaft wollte herausbekommen, welche Rolle die modernen Tätigkeiten für ihre Mitglieder spielen.
Angeschrieben wurden 30.000 selbstständige Mitglieder der Gewerkschaft. Gut 800 nahmen an der Umfrage teil, unter denen 45 Crowdworker waren. Von diesen gaben 21 an, unter 100 Euro monatlich zu erzielen. Weitere 12 Befragte erwirtschaften bis zu 500 Euro. Nur drei erhalten über 1.000 Euro. „Im Vergleich zum deutschen Durchschnittslohn erzielt nur ein Bruchteil erwerbssichernde Einnahmen“, resümieren Pongratz und Verdi-Mitarbeiterin Sarah Bohrmann.
Für die niedrigen Verdienste gibt es zwei wesentliche Gründe. Erstens bieten die Auftraggeber oft bescheidene Honorare. Stundenlöhne von 4 Euro kommen nicht selten vor. Die Verdienste liegen teils im unteren Bereich, weil die Aufträge grenzüberschreitend, mitunter weltweit ausgeschrieben werden. Hiesige Crowdworker stehen potenziell in Konkurrenz zu Internetarbeitern beispielsweise in Indien oder Thailand, die die Arbeiten billiger erledigen. Zweitens müssen die wenigsten Crowdworker mit diesen Tätigkeiten ihre Existenz sichern. Unter ihnen sind viele Rentner, Arbeitslose und Studenten, die vornehmlich von anderen Einkünften leben.
Um die Crowdworker mit schlechter Bezahlung sozial abzusichern, fordert Verdi, sie in eine „Erwerbstätigenversicherung“ einzubeziehen. Darunter versteht die Dienstleistungsgewerkschaft eine verpflichtende Rentenversicherung, in die auch Beamte und gutverdienende Selbstständige einzahlen sollen – eine solche Absicherung existiert heute noch nicht.
Hannes Koch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen