Film „King Arthur: Legend of the Sword“: Kung-Fu ist immer von Vorteil
Wehrhafte Fauna im Riesenformat: Guy Ritchie zeigt mit „King Arthur: Legend of the Sword“ eine aufgelockerte Version der Artus-Sage.
Elefanten. Aber was für welche! König Uther Pendragon (majestätisch-nüchtern: Eric Bana) liegt im Clinch mit dem Magier Mordred, und der schickt seine Dickhäuter als wandelnde Abrissbirnen gegen Camelot. Die Tiere haben Ausmaße, mit denen jede zulässige Traufhöhe im innerstädtischen Raum überschritten würde, aber man ist ja in den Bergen. Zunächst bricht Mauer um Mauer der königlichen Festung krachend zusammen, doch ohne den faulen Zauber von Mordred taugen dessen Viecher nicht eben viel: Als König Uther den Kontrahenten mit dem Schwert erlegt, fallen die Rüsseltiere wie von selbst in sich zusammen.
Der Brite Guy Ritchie trägt in seinem Familienspektaktel „King Arthur: Legend of the Sword“ von Anfang an bevorzugt dick auf. Dazu ließ er sich in seiner Improvisation über die Artus-Sage bereitwillig von der computergestützten Fantasy-Ästhetik der „Herr der Ringe“-Schule inspirieren, angefangen bei den Massenszenen mit wogenden streitenden Heeren. Kampfeslustige Männer, ganz gleich in wie großer Zahl, sind ihm aber anscheinend nicht genug. Auch die Fauna muss sich wehrhaft zeigen. Dabei gilt: Je größer, desto besser. So eilen neben den Elefanten noch riesenhafte Ratten, Fledermäuse, Adler und Schlangen durchs Bild.
In der Hauptsache kämpfen dennoch Menschen gegen Menschen, und das nicht zu knapp. Gleich zu Beginn unterliegt Uther im Zweikampf gegen einen finsteren Widersacher. Uthers sehr junger Sohn Arthur muss das Geschehen mitansehen, kann mit einem Boot entfliehen und wächst unerkannt in einem Londoner Bordell auf. Dort entdeckt er seine geschäftstüchtige Seite, in seiner Freizeit lernt er mit großem Eifer Kung-Fu. Was man im England des frühen Mittelalters als Jugendlicher halt so machte.
Der zum jungen Mann gereifte Arthur, mit elastisch-muskulöser Körperlichkeit von Charlie Hunnam gegeben, hat seinen Familienhintergrund längst vergessen, wird allerdings ständig von Albträumen heimgesucht. Als dann noch der Burggraben um Camelot trockenfällt und Uthers verschollenes Schwert Excalibur freigibt, ist es mit der beschaulichen Halbweltkarriere von Arthur vorbei: König Vortigern (entschlossen finster: Jude Law), der Bruder von Uther, ist bestrebt, den rechtmäßigen Thronfolger ausfindig und unschädlich zu machen, und lässt sämtliche jungen Männer des Landes antreten, damit sie versuchen, das Schwert aus dem Fels herauszuziehen, in dem es unverrückbar feststeckt.
„King Arthur: Legend of the Sword“. Regie: Guy Ritchie. Mit Charlie Hunnam, Jude Law u. a. USA/Australien 2016, 127 Min.
Als die Reihe an Arthur kommt, funkt und blitzt es verdächtig im Knauf. Das Schwert gleitet widerstandslos in die Höhe und Arthur fällt, von der ungewohnten Kraft der Waffe überwältigt, erst einmal in Ohnmacht. Um zu lernen, mit seinem familiären Vermächtnis richtig umzugehen, ist der angehende König in der Folge angewiesen auf die Kooperation mit diversen Verbündeten, darunter die Magierin Guinevere (mysteriös die Augenfarbe wechselnd: Àstrid Bergès-Frisbey), die einige der nicht normgerechten Tiere befehligt.
Anflüge von Buddy-Humor in saloppem Zungenschlag
Guy Ritchie besinnt sich für seinen „King Arthur“ auf seine überdrehten Gangsterkomödien und konterkariert die heroische Inszenierung seines Stoffs mit Anflügen von Buddy-Humor in saloppem Zungenschlag und einem immer wieder ins Zweifeln geratenden Arthur: Charlie Hunnam gibt seinen Helden in der ersten Hälfte des Films als Muskelberg, der sich seiner wirklichen Fähigkeiten nicht im Geringsten bewusst zu sein scheint.
Auch die Actionszenen frischt Ritchie hin und wieder mit im Ansatz guten Ideen auf, wozu sich seine Berufserfahrung mit Musikvideos als recht hilfreich erweist. Kampfgeschehen inszeniert er denn auch gern als rhythmisch passgenau zum Beat der Filmmusik geschnittene Sequenzen. Zu loben ist ebenfalls Daniel Pembertons Soundtrack, der eine Art Clubmusik auf historischen Instrumenten unter die Raufereien legt und deren Atemlosigkeit mit gelooptem Hecheln zusätzlich unterstreicht.
Was zugleich eines der Hauptprobleme des Films ist: Auf die Dauer ist es von allem ein bisschen zu viel. So schön die verschiedenen Einfälle im Einzelnen auch sein mögen, in ihrer Fülle und stetigen Wiederholung droht irgendwann Ermüdung. Und nicht alle Ideen erweisen sich als unverbraucht: Wenn Arthur mit Excalibur loslegt und die Feinde in Zeitlupe zerlegt, bedient er sich eines allzu bewährten Verfahrens, wie es unter anderem schon Zack Snyder in seiner Comicverfilmung „300“ (2006) ausgiebig für die Nahkampfgestaltung eingesetzt hat.
Am Ende bleibt ein typischer „Ja, aber“-Film. Was Ritchie einerseits an Blockbuster-Routine vermeidet, übertreibt er andererseits hemmungslos und will es dabei trotzdem immer noch allen rechtmachen. Oder muss es. Das entspricht ein wenig der Entschlossenheit eines Gemischtwarenladens.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!