Das wird der Monat, der wird (5): Kettenhemdsprengenund Flüssigbetonbaden
VORSCHAU Heute mit Olympia im Ruhrgebiet, Bankdrückern in Trier und einem endlosen Slow Death beim Cricket
Trier, 1. Mai. Kreuzheben-Kniebeugen-Bankdrücken – das ist die energievolle Dreifaltigkeit der Deutschen Meisterschaft im Powerlifting. Teilnahmeberechtigt ist jedeR – umgehend melden sich in der Disziplin Bankdrücken Spezialisten aus der Fußball-Bundesliga: Lasogga, Huntelaar, Kiesling, der Mainzer Scheinstar Bojan Krkic und diverse Torhüter (Weidenfeller, Benaglio, Heimeroth). Teamkapitän ist Thomas Müller vom Champions-League-Viertelfinalisten aus München. „Bewegung tut gut“, sagt Müller.
Düsseldorf, 4. Mai. Michael Mronz, Manager von Tennisevents und dem Aachener Reitturnier mit Chipsnamen, will Olympia 2028 nach NRW holen, „weil 80 Prozent der Sportstätten schon vorhanden sind“. Zu den Planungen verrät er: „Die 100 Meter laufen wir auf der A1, Indoor-Sportarten gehen in alte Zechenkauen und Kraftwerke, Beachvolleyball kann man am Düsseldorfer Rheinstrand und schwimmen in der Emscher.“
München, 6. Mai. Nach einem auch in der Höhe verdienten 2:0 gegen Darmstadt feiert der FC Bayern die nationale Championschaft dahoam nach. „Wir sind sehr erleichtert“, grundsatzredet Klubhumorist Karl-Heinz Rummenigge, „dass wir den Sack abwenden konnten, erstmals seit Jahrzehnten nicht vor Mai die Schmach zuzuschnüren.“ Jetzt gelte der Fokus „den schweren kommenden Aufgaben, im wahrsten Worte des Sinnes“. Man rätselt, was er meint.
Roseau, 10. Mai. Die Cricket-Welt erlebt vor der Champions Trophy im Juni eine Premiere. Beim Fünftagetestmatch West Indies – Pakistan im Windsor Park von Roseau, Hauptstadt des karibischen Dominica, einigen sich die Teams auf eine Verlängerung im Fall eines Unentschiedens. „Eine Revolution“, so der Telegraph, „Uneingeweihte jenseits des Commonwealth haben unserem Sport stets Langeweile vorgeworfen, weil Fünftagespiele meist remis ausgehen. Damit ist Schluss. Wir warten auf den ersten Slow Death.“
Roseau, 14. Mai. Unentschieden! Man einigt sich „fürs Erste“ auf drei Spieltage Verlängerung.
Moskau, 15. Mai. Die Bauarbeiter künftiger WM-Stadien sollen sich in einem neuen Zehnkampf messen mit Disziplinen wie Marathon-Schlafentzug, Flüssigbetonbaden und Kettenhemdsprengen. „Damit wollen wir unseren emsigen Sklaven leibhaftige Teilhabe am Sport ermöglichen“, erklären in einem „Kommuniqué der Weisheit“ der Fastdemokrat Putin und Nordkoreas größter anzunehmender Un. Startberechtigt sind Katar-Werktätige aus Pakistan und Bangladesch sowie staatlich geleaste Nordkoreaner, die in russischen Prunkarenen knechten. Fifa-Chef Infantino übernimmt „überaus gern“ die Schirmherrschaft und kündigt für die Halbzeitpausen der Confed-Cup-Spiele im Juni „erste schöne Demonstrationswettbewerbe“ an. „Das schweißt die Fußballfamilie noch enger zusammen.“
Köln, 21. Mai. Bei 30 Grad im Schatten geht die Eishockey-WM und damit die Wintersportsaison zu Ende. Der knapp unterlegene Finalist tröstet sich mit Hektolitern Kölsch („Crazy Germans. Is that really beer?“).
Roseau, 23. Mai. Auch nach 13 Spieltagen steht das vieltägigste Fünftagematch der Sportgeschichte remis. Die Cricket-Marathonians stellen beim Weltverband den Antrag auf ein Sudden Death, „auch wenn das unserer Sportart wesensfremd“ sei. Der Verband will „das Begehr der Plötzlichkeit“ prüfen, das könne aber dauern.
Roseau, 31. Mai. Pakistan und die West Indies sagen „schweren Herzens, aber im Geiste des real sportmanship“ die Teilnahme an der Champions Trophy ab. Erst müsse „beendet werden, was man einst begann“, zitiert ein Offizieller Winston Churchill. Das letzte Wicket wolle nicht fallen, „weil den wenigen Spielern, die noch nicht eingeschlafen auf dem Ground herumliegen, die Kraft fehlt, so weit zu werfen“. Bernd Müllender
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