Das Geld versagt am Ende doch

NORD-DERBY

Die Ursache von Unternehmensskandalen wie dem Abgasschwindel bei VW sehen Wirtschaftspsychologen auch im Duckmäusertum von Mitarbeitern. Nur nackte Angst verhindert, die Bosse zurechtzuweisen. Wenn morgen die HSV Fußball AG und die VfL Wolfsburg Fußball GmbH darum spielen, wer tatsächlich in der Bundesliga bleibt und wer noch in die Relegation, liegen die Gründe ähnlich.

In beiden Klubs fanden sich in der Vergangenheit immer wieder leitende Angestellte, die so taten, als könne man die hochtrabenden Pläne der Geldgeber realisieren und zweite Fußballmacht in Deutschland werden. Dieses Ziel habe einst hinter seinem finanziellen Engagement beim HSV gestanden, sagte HSV-Investor Klaus-Michael Kühne vor Kurzem. Der Traum ist längst geplatzt, dennoch beruhte das sportliche Konzept des HSV weiter darauf, mit den Kühne-Millionen möglichst schnell an alte Erfolge anzuknüpfen.

Demgegenüber bestand für den VfL Wolfsburg noch vor zwei Jahren nach dem Pokalsieg tatsächlich die Chance, sich hinter Bayern München zu positionieren. Aber auch dort verleitete die Finanzkraft des Geldgebers VW dazu, mit spektakulären Transfers wie die von André Schürrle oder Julian Draxler, den Erfolg erzwingen zu wollen. Die Kader wurden genauso wahllos zusammengestellt wie beim HSV, eine funktionierende Mannschaft konnte nicht entstehen.

Fast nirgendwo wurde in dieser Saison so viel Geld für neue Spieler ausgegeben wie in diesen beiden Klubs, die beim Marktwert des Kaders die Plätze 4 und 8 belegen. Das Herz der Fußball-Traditionalisten blutet zwar beim Blick auf die Tabellenspitze, wo mit der TSG Hoffenheim und RB Leipzig zwei kapitalgestützte Kunstgebilde stehen, der Blick nach unten auf die scheiternden Geschäftsmodelle in Hamburg und Wolfsburg versöhnt sie aber wieder ein bisschen. RLO