: Schicksalstag für die Szene
Friedel54 Kiezladen soll zeitgleich zum Prozess gegen Kadterschmiede geräumt werden
Der Räumungstermin für den linksalternativen Neuköllner Kiezladen Friedel54 steht: Am 29. Juni um 9 Uhr soll ein Gerichtsvollzieher die Räume des sozialen Zentrums in Besitz nehmen und dem Eigentümer übergeben; mutmaßlich begleitet von einem großen Polizeiaufgebot. Für die linke Szene der Stadt steht damit ein Schicksalstag bevor. Denn am gleichen Tag wird das Landgericht Berlin auch über einen Räumungstitel gegen die Kneipe „Kadterschmiede“ in dem autonomen Hausprojekt Rigaer Straße 94 in Friedrichshain verhandeln. Und vieles deutet darauf hin, dass die Autonomen den Gerichtssaal diesmal als Verlierer verlassen könnten.
„Ein heißer Juni“
Aufgeben will die Szene aber nicht. Friedel54-Sprecher Matthias Sander sagte am Dienstag: „Wir werden den Räumungstermin natürlich nicht stillschweigend hinnehmen. Wir werden nun erst recht lautstark und entschlossen dagegen protestieren.“ Er kündigte an: „Berlin erwartet auf jeden Fall ein heißer Juni.“Das Bündnis „Zwangsräumungen verhindern“ twittere: „Polizei, Justiz und das Kapital wollen unseren Kiezladen räumen. Wir stellen uns quer!“ Für den rot-rot-grünen Senat und besonders Innensenator Andreas Geisel (SPD) bahnt sich damit der erste harsche Konflikt mit der linksautonomen Szene der Stadt an.
Ein Versuch der Politik, mit dem Eigentümer der Friedelstraße 54 ins Gespräch zu kommen, scheiterte. Die luxemburgische Firma Pinehill S.á.r.l. schlug das Angebot eines vermittelnden Runden Tisches durch die Berliner Stadtentwicklungssenatorin Kathrin Lompscher (Linke) und den Neuköllner Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) aus.
Pinehill ist seit September 2016 Eigentümerin des Hauses. Über die Firma und die dahinter handelnden Personen ist wenig bekannt. Der Voreigentümer, die Citec GmbH, hatte noch kurz zuvor mit den MieterInnen über eine Übernahme des Hauses verhandelt – dann aber plötzlich an Pinehill verkauft. Gegen die drohende Räumung des Ladenlokals demonstrieren die NutzerInnen der Friedel54 sowie ihre UnterstützerInnen seit Monaten, etwa mit allsonntäglichen Kundgebungen. Erik Peter
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