POLITIK

PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

Der Freitag führt die Berliner Aktivist*innen in das berühmte und altgediente Café Kralle (Hochstädterstraße 10a, 19 Uhr), dort wird nun vehement ein „Kiezhaus Agnes Reinhold“ für den Wedding gefordert. Der Info-Abend in der Nachbarschaft in Gedenken an Agnes Reinhold wird natürlich auch gut begründet: „Rebellische Kieze brauchen Räume, in denen sich ausgetauscht, vernetzt und organisiert werden kann. In der kapitalistisch verwalteten Stadt werden genau diese Räume immer seltener. Immer stärker werden sie vom Staat unter Druck gesetzt und zwangsgeräumt, wenn sie der Profit- und Renditegier von Eigentümer*innen im Weg stehen. Wir wollen mit euch im Wedding einen Raum aufbauen, der kollektiv verwaltet wird und einer starken stadtteilpolitischen Bewegung zuarbeiten kann.“ So sprechen die Organisator*innen in ihrer Ankündigung. Agnes Reinhold übrigens war eine Anarchistin, die in Berlin sich schon Ende des 19. Jahrhunderts für eine sozia­le Internationale starkmachte.

Zeitgleich lockt es auch die Friedrichshainer*innen in ihre Kiezinstitution, denn in der Kulturgaststätte Zielona Gora (Grünberger Straße 73, 19 Uhr) wird wieder einmal über die „1000 Augen der Jobcenter“ berichtet. Harald Rein aus Mainhattan wird die Geschichte der Erwerbslosigkeit dort lustvoll gegen den Strich bürsten und zudem die Frage beantworten, wie es Erwerbslose verstanden haben, die verschiedenen Repressionen zu ‚überleben‘, und „dabei auch noch individuelle, manchmal kollektive materielle Verbesserungen zu erreichen, ohne sich auf Dauer der Erwerbsarbeitsmaschinerie auszusetzen“.

Am Samstag ist mal wieder ein Kiezspaziergang angesetzt, diesmal geht es um Schöneberg und seine Viertel. Startpunkt der lehrreichen Begehung ist der U-Bahnhof Nollendorfplatz, die beiden Zentren Drugstore und Potse werden aufgesucht, vor allem aber geht es auf dem Weg um die hiesige Gentrifizierung und die Historie der Gegenkultur im Kiez – sowie um ihre Zukunft. Beide genannten Institutionen laden anschließend zum Tag der offenen Tür und zu Speis und Trank.

Der Dienstag schließlich versammelt die kulturell interessierten unter den Wackeren vor der edle Theaterbühne der Baiz (Schönhauser Allee 26a, 19 Uhr), alldort wird ein musikalisches Stück über die Liebe aufgeführt, die sich ja bekanntlich gegen die allzu große Verkopftheit unserer Gesellschaft behaupten muss. Denn, so behaupten es die Stückemacher*innen, seit Neustem wird die „Krankheit Liebe“ im Krankheitsregister der WHO unter dem Code F63.9 aufgeführt – wird man sie (und damit sich) noch retten können?