Gedenkort mitten in der Stadt

Erinnerung Der Gedenkort Hannoverscher Bahnhof in der Hafencity soll an mehr als 8.000 von den Nazis deportierte Juden, Sinti und Roma erinnern

Für Kultursenator Carsten ­Brosda (SPD) geht es um eine „generell wichtige Entscheidung für die Erinnerungskultur in Hamburg“ – und er fügt hinzu: „endlich“. 72 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Nazidiktatur in Deutschland soll am 10. Mai Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) in der Hafencity den Gedenkort „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ einweihen.

Die Gedenkstätte soll an die mehr als 8.000 Juden, Sinti und Roma erinnern, die von dem damaligen Bahnhof in Ghettos und Konzentrationslager deportiert wurden. Überlebt haben das nur sehr wenige. Im Lohsepark, der sich als schmaler Grünzug von der Ericusspitze bis zur Norderelbe durch die Hafencity zieht, „entsteht der erste Erinnerungsort in Deutschland, der den jüdischen Verfolgten und den Roma und Sinti in gleicher Art und Weise gemeinsam gewidmet ist“, sagte Brosda. Neben der Gedenkstätte soll auch ein Dokumentationszentrum entstehen.

Die vom Schweizer Landschaftsarchitekten Günther Vogt zusammen mit Opferverbänden, Politikern und der Hafencity-Gesellschaft entwickelte Gedenkstätte zeichnet über eine sogenannte Fuge durch den Park eines der Gleise nach, von denen die Züge damals unter anderem nach Auschwitz, Theresienstadt oder Belzec abfuhren. Diese reicht vom Vorplatz des ehemaligen Bahnhofs bis zum teilweise wiederhergestellten Bahnsteig Nummer 2, der unter Denkmalschutz steht.

Am Rande der ehemaligen Bahnanlage wird für jeden der insgesamt 20 Transporte zwischen 1940 und 1945 ein Tisch installiert, auf dem alle namentlich bekannten 7.741 Deportierten verzeichnet werden. Die tatsächliche Zahl der Verschleppten liegt nach jetzigem Forschungsstand zwar bei 8.083, allerdings sind bislang nicht alle namentlich bekannt, so Brosda.

In die vor zehn Jahren aufgenommenen Planungen von Kulturbehörde und Hafencity-Gesellschaft waren auch die Jüdische Gemeinde, die Roma und Cinti Union, der Sinti-Verein und das Auschwitz-Komitee eingebunden. „Das war ein sehr vertrauensvoller und partizipativer Prozess“, sagt Brosda. Das Ergebnis sei „ein einmaliger Ort des Gedenkens und der historischen Verantwortung“ und das „mitten in der Stadt, mitten im Leben, um Vergessen zu verhindern“.

Zur Einweihung findet vom 10. bis 16. Mai im Lohsepark ein umfangreiches Rahmenprogramm statt, an dem auch acht Überlebende der Deportationen teilnehmen. Sven-Michael Veit