Berliner Szenen: In der Sauna
Joel hat Glück
Im Vorraum vor der Sauna sitzt ein halbes Dutzend Leute, die chillaxen. Bloß ein junger Mann und eine junge Frau sprechen laut über Uninteressantes. Kommt mir das eigentlich nur so vor, oder haben die Leute früher nicht so laut geredet? So erfahren alle Umsitzenden, dass ein gewisser Joel Architekt ist und Leute kennt, die sehr reich sind und die ein Grundstück haben, auf dem Joel nun irgendwas bauen darf. Joel hat Glück. Sagt Joels Freundin auch immer, und die hat übrigens gerade blablabla … Ich will nichts mehr von Joel, seiner Freundin und dem Grundstück hören und flüchte in die Dampfsauna.
Als ich wieder aus dem Dampf auftauche, sind die, die über Uninteressantes reden, bei Nicola angekommen, und was sie sich wohl von dem verspricht, was sie getan hat. Was das ist, habe ich in der Dampfsauna verpasst, aber vielleicht macht sich Nicola auch gar nicht klar, was sie da ausgelöst hat. Was aber auch keine Entschuldigung für das wäre, was Nicola getan hat.
Ich persönlich gehöre zu den Menschen, denen Nicola und was sie getan hat, erstens unbekannt und zweites schnuppe ist. Und ich bin nicht der Einzige. Ich sehe auf, und mein Blick kreuzt sich mit den Blicken anderer, an Nicola vollkommen uninteressierter Saunabesucher. Am Schnittpunkt der Blicke schießt eine blaue Stichflamme hoch. Aus der Stichflamme tritt ein roter Roboter, der die, die über Uninteressantes sprechen, mit einem Hammer in kleine Stückchen zerklopft. Die kleinen Stückchen reden weiterhin Uninteressantes, blablabla, aber der Roboter fegt sie zusammen und dann in eine Tüte aus Packpapier.
Ich habe gehört, dass man aus diesen kleinen Stückchen von Leuten, die über Uninteressantes reden, inzwischen Recyclingtassen für To-go-Kaffee macht. Es wird auch mal Zeit, dass jemand etwas gegen diese ganzen Pappbecher macht, die inzwischen auf jeden Bürgersteig herumliegen. Tilman Baumgärtel
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