Kommentar Zwischennutzung: Runter mit dem Feigenblatt
Die Bremer Zwischennutzer von der ZZZ machen einen guten Job. Aber eine Stadt, die sich damit schmückt, ist doch eher peinlich.
Die feine Art ist es ja nicht, jemandem am Ehrentag in die Suppe zu pissen. Aber wann denn auch sonst? Klar macht die Zwischen-Zeit-Zentrale (ZZZ) einen guten Job. Für Kreative mit Raumnot sowieso, aber es macht auch von Außen Spaß, was da so zwischenzeitlich entsteht. Ihren Städtebaupreis haben sie sicher verdient gewonnen. Genauso klar ist aber auch, dass Senat, Wirtschaftsförderung und der städtische Immobilienriese die autonomen Raumerschließer in einer Tour abfeiern. Weil sie ihnen helfen, ein Problem zu verschleiern.
Die Stadt ist aus der Verantwortung, wenn die Eigentümer ihre Leerstände jung und kreativ bespielen lassen. Die ZZZ vertritt ihre Unstetigkeit selbstbewusst: Projekte müssten ja nicht für die Ewigkeit entstehen, steht in ihrem jüngst erschienen Handbuch, Bremen müsse das noch lernen. Es ist noch gar nicht lange her, da war das mal sozialrevolutionärer Konsens: Mit Hakim Beys Buch über die „Temporäre Autonome Zone“ in der Tasche wollte man links überhaupt nirgendwo mehr ankommen, sondern immer in Bewegung bleiben.
Heute hier morgen dort Strukturen wechseln – nicht nur, aber auch, um sich Polizei und Geheimdienste vom Leib zu halten. Das hat nur leider ein bisschen zu gut funktioniert, weil die hippen Zwischennutzungen sich dann doch nahtlos einfügten in die profitablen Unverbindlichkeiten von Spekulanten und entgleister Stadtplanung. Nebenbei hat man in Höchstgeschwindigkeit die kurzfristigen Wirkstätten gentrifiziert.
Heute steigen die Mieten nirgendwo so stark wie in Bremen, kaum irgendwo ist es so eng. In Notwehr handelt da eine bewundernswerte Kreativszene, die sich wenigstens vorübergehend ein Dach über dem Kopf sichert – die Stadt aber, die sie dafür abfeiert, die ist eine einzige Blamage.
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