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Undemokratische Unverschämtheit
betr.: „Mit dem Hubschrauber gegen AfD-Gegner“, taz vom 20. 4. 17
Das, was der Autor quasi beiläufig erwähnt, nämlich das „bemerkenswerte“ Vorgehen bayerischer Ordnungsbehörden, nach Gusto Bürgern Reiseverbot zu erteilen, weil diese sich erdreisten könnten, demonstrieren zu wollen, lässt bei mir Gänsehaut entstehen. Während fast alle Aufmärsche von rechts von der Staatsgewalt genehmigt und geschützt werden, zeigt es sich wieder und wieder, wie beschämend blind selbige Behörden auf dem rechten Auge sind. Kaum taucht das Wort „Linksaktivisten“ auf, werden elementarste Grundrechte verletzt, Bürgern im Voraus auf Verdacht und entgegen der Rechtsprechung Rechte verwehrt. Und für das Reiseverbot auch noch eine Rechnung auszustellen, ist der Gipfel der undemokratischen Unverschämtheit. Wo ist da der Unterschied zur Türkei, wo Gegner von Erdoğan eine ähnliche Spezialbehandlung erhalten? UDO SIEBRASSE, Gelsenkirchen
Spätberufene in Sachen Golf
betr.: „Ausgerechnet Golf“, taz vom 18. 4. 17
Yes! Was hab ich meinen konservativen Bruder, sehr gut verdienender Arzt und Mitglied eines Serviceclubs, wegen seiner Golfleidenschaft andiskutiert. Ich wähle immer links von der Mitte, verarme (na ja) im sozialen und journalistischen Berufsdschungel, habe den Antrag eines Serviceclubs abgelehnt, und, ja, ich gäbe einiges dafür, wenn ich heute einmal die Woche mit meinem Bruder (inzwischen leider verstorben) wenigstens neun Loch spielen könnte. Ich habe mich im Jahr 2012 gewundert. Meine neue Liebe raffte sich kurz vor Sonnenaufgang aus dem Bett auf und sagte: „Wir frühstücken später.“ Dann war sie für Stunden verschwunden. 2013 habe ich einen Schnupperkurs mit Platzreife gemacht, und den Rest können Sie sich denken. Jetzt eben, zu Ostersonntag in aller Frühe, war es wieder wunderschön: Störche auf Nahrungssuche, Glockengeläut der Kirchen in den umliegenden Dörfern. Ich muss mich nicht nur vor meinen linken Freunden verantworten, sondern auch vor meinen christlich gesinnten Freunden. Alles wirklich tolle Menschen – allein mit dem Golfen können sie nicht wirklich. Bis auf meinen Gemeindepfarrer. Er, seine Gattin (ebenso Pfarrerin) und ich sind Spätberufene in Sachen Golf. Wir mögen es an ganz frühen Frühlingsmorgen, gemeinsam abzuschlagen und anschließend wieder die Welt zu retten. Beruflich setze ich mich übrigens für Inklusion ein. Ein ExpertInnenbeirat fühlte sich von der Bezeichnung „Behinderte oder Menschen mit Behinderung“ gemobbt und möchte „Menschen mit Handicap“ genannt werden. Und jetzt veranstalte ich mit der Heilbronner Inklusionsbeauftragten und meinem Gemeindepfarrer ein Handicapturnier der anderen Art auf unserem Golfplatz, und der Betreiber ist voll dabei.
UWE KAISER, Heilbronn
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