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POLITIK

PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

Der heutige Donnerstagabend lockt in das Café Zielona Gora (Grüntaler Straße 73, 18 Uhr), dortselbst wird ausgerechnet an jenem Tag, der den Nazis noch immer „Führers Geburtstag“ ist, über das heutige Verhältnis der deutschen Mehrheitsbevölkerung gegenüber den Juden – ob Deutsche, ob im Ausland lebend – gesprochen. Wie die Veranstalter*innen richtig sagen: „Es sind nicht nur Rechtsextreme oder Islamisten, die den Juden in Deutschland Angst machen.“ Nein, vielmehr nimmt der notorische Antisemitismus seit Jahren zu – oder aber die Antisemit*innen bekennen sich nun öffentlich zu ihrem Judenhass. Namentlich unterschriebene Drohbriefe etwa sind keine Seltenheit mehr. Und leider wollen viele Linke, aus Angst, sonst als Rassist*innen abgestempelt zu werden, auch nicht über den Antisemitismus einiger muslimischer Gemeinden reden – oder sie leugnen diesen sogar. So aber entsolidarisiert man sich mit den eigentlichen Opfern.

Der Freitag ruft nach Charlottenburg, dort wird im Café Planwirtschaft (Hardenbergstr. 40A, 17 Uhr) über die Proteste gegen den Naziaufmarsch am 1. Mai in Halle informiert. Die rechtsextreme Partei Die Rechte nämlich ruft zu einem Demonstrationsmarsch aus Anlass des „84-jährigen Bestehens des nationalen Arbeiterkampftages“ auf, somit wird der internationale „Tag der Arbeit“ von der Rechten also in ein NS-Event verwandelt. Wie dieser braune Marsch verhindert werden kann, soll an diesem Abend geklärt werden.

Die Samstagsmittagssonne dagegen sieht die Aktivist*innen jeglicher Couleur dann im Wedding, dort beginnt nämlich um 14 Uhr am Leopoldplatz ein besonderer Stadtspaziergang, der die neue „Ausgrenzung und Verdrängung im Wedding“ aufzeigen möchte. Denn bekanntlich ist auch dieser Bezirk Berlins inzwischen von den Maßnahmen der Gentrifizierung betroffen, was vor allen Dingen heißt, dass die Mieten rasant ansteigen. Die Spaziergänger*innen nun wollen diese „Prozesse einer neoliberalen Stadtumstrukturierung“ an dieser Stelle anprangern.

Der Montag schließlich versammelt Linke in Marzahn am Brodowiner Ring 8 (ab 17 Uhr), dort wurde vor 25 Jahren Nguyen Van Tu von einem Neonazi erstochen. Nguyen Van Tu lebte bereits ab 1987 als sogenannter Vertragsarbeiter in der damaligen DDR. Nach dem Mord kamen damals circa 2.000 Menschen zu einem Gedenkmarsch zusammen, heute jedoch wird dieses Opfers einer rassistischen Attacke kaum noch gedacht. Dieses Treffen nun soll dies ändern, an den Toten erinnern und zugleich zeigen, dass Opfer rassistischer Gewalt nicht allein sind – und dass sie nicht vergessen werden.

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