der rote faden
: Ostern ist vor allem eins: der reine Wahnsinn

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Saskia Hödl

Christusverbot

Hach, Ostern. Bunte Eier, Schokohasen und Sonderangebote bei ­Media Markt. Denn wie lässt sich der Kreuzigung und der Auferstehung Christi auch besser gedenken als mit einem nagel­neuen 65-Zoll-Flachbildschirm-Fernseher.

Aber Religion bedeutet heute ja kaum noch Besinnung, sondern viel öfter Zwang und Wahn. Sie macht Angst, heute, wo schon der einfache Ausspruch „Allahu akbar“ vielen den Atem stocken lässt. Schon früher und in anderen Religionen haben Sätze, die mit „in Gottes Namen“ beginnen, selten gut geendet.

Alles Wahnsinnige. Jetzt wurde bekannt, dass einer Lehrerin in Berlin-Wedding angeblich das Tragen einer Halskette mit Kreuzanhänger in der Schule verboten worden sei. Laut dpa gibt es dazu aber kaum Anhaltspunkte, weil sich die Lehrerin im Gespräch mit einem Kirchenmitarbeiter offenbart haben soll – was heißt, dass man weder weiß, wem noch wo, noch wann das ganze passiert ist. Grundsätzlich entspricht dieses Verbot auch dem Neutralitätsgesetz, das im öffentlichen Dienst das sichtbare Tragen religiöser Symbole wie Kopftuch, Kreuz oder Kippa verbietet. Sollte also alles paletti sein, könnte man meinen.

Ahmadinedschad

Doch die Empörung ist trotz des Mangels an Fakten groß. Da wird unter Onlineartikeln (welt.de) kommentiert, das sei „Hysterie“. Oder, wie ein Hubert A. sagt: „Wer dieses Verbot, das Tragen eines Anhängerkreuzes ernsthaft fordert, fördert die Intoleranz der islamistischen Weltsicht und die Abschaffung Deutschlands!“

Alles Wahnsinnige. Wie etwa auch der Salzburger Weihbischof Andreas Laun, gegen den diese Woche vier SPD-Politiker Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Berlin erstattet haben. Dieser österreichische Vertreter der katholischen ­Kirche hat Ende März auf kath.net, in einer katholischen Webzeitung, einen sogenannten Hirtenbrief veröffentlicht, bei dem einem glatt die Spucke wegbleibt. Darin bezeichnete Laun nicht nur die „Gender-Ideologie“ als Lüge des Teufels. Nein, auch der Nationalsozialismus basierte, so Laun, auf einer ebensolchen Lüge des Teufels. Und als wäre das nicht schon genug für einen „Hirtenbrief“, schreibt er in Bezug auf Homosexualität auch noch von „gestörten Männern und Frauen“.

Sean Spicer

Alles Wahnsinnige. Apropos, der frühere iranische Staatschef Mahmud Ahmadinedschad hat überraschend seine Bewerbung für die Präsidentenwahl im Iran eingereicht. Selbst die Vertreter in der Wahlbehörde waren ganz baff. Die davor ausgesprochene Empfehlung des geistlichen Führers Ajatollah Ali Chamenei, auf die Bewerbung zu verzichten, sei „nur ein Ratschlag“ gewesen, sagte er. Ganz großartig. Genau das ist es doch, was die Welt jetzt noch braucht, einen weiteren beratungsresistenten, fundamentalistischen Gockel, der ständig den nervösen Finger am Abzug hat und Dinge sagt wie: „Jeder, der Israel anerkennt, wird im Zornesfeuer der islamischen Nation verbrennen“ (Teheran, 2005).

Riesenpimmel

Alles Wahnsinnige. Sogar der Osterhase selbst. Also Sean ­Spicer, der Pressesprecher des Weißen Hauses. Und Spicer ist nicht nur dieser aggressive, komplett ahnungslose Sprecher von Donald Trump, nein, er war auch schon unter George W. Bush aktiv in der Politik, da schlüpfte er zu Ostern nämlich gerne in das Osterhasenkostüm. Das machte er so gut, dass es danach steil bergauf ging auf der Karriereleiter. Und jetzt stand er vergangene Woche vor Journalisten und sagte Dinge, bei denen man mit Geschichtsbüchern nach ihm werfen möchte. So sagte er, nicht mal Hitler habe chemische Waffen eingesetzt. Und reitet sich auf Rückfrage sogar noch weiter rein: „Also nicht gegen seine eigenen Leute.“ Seither kommt der Osterhase aus dem Entschuldigungsmarathon gar nicht mehr heraus.

Alles Wahnsinnige. Man kommt leider nur noch mit Humor gegen sie an. So wie die Initiative in Bochum, die jedes Jahr am Karfreitag den Film „Das Leben des Brian“ öffentlich vorführt und dann die Strafe dafür zahlt. Oder der Antiquitätensammler Jürgen Hesz aus dem oberösterreichischen Traunkirchen, der in den Garten seiner Villa – in die unmittelbare Nähe einer Kapelle, einer Kreuzwegstation – eine zwei Meter große Penis­skulptur aus Stein stellte. Der Riesenpimmel sorgte vor Ostern für rege Diskussionen in der 1.623-Einwohner-Gemeinde.

Hesz durfte zuvor wegen der Kapelle seinen Kunstspeicher nicht vergrößern. Er habe schon provozieren wollen, sagte er nun auf einer Pressekonferenz. Man habe sich aber im Sinne des „Osterfriedens“ geeinigt. Die Pilger dürften beruhigt sein. Der Pimmel hat nun eine Art gelben Regenmantel um, auf dem ein Spruch von Friedrich Nietzsche steht: „Gelobt sei, was hart macht.“