Christine Lagarde: IWF-Chefin zieht Damokles an den Haaren herbei:
Nein, diese bildungsbürgerlichen Sprachbilder, in denen man sich so leicht verirren kann. Wer kennt nicht die Geschichte des Damokles, dieses schmeichlerischen Günstlings am Hofe des Tyrannen Dionysios, dem es unter der Gefahr eines tödlichen Schwerts, das über seinem Haupt schwebte und nur von einem Rosshaar gehalten wurde, unmöglich war, den ihm dargebotenen Luxus zu genießen? Was sprichwörtlich geworden ist mit dem hängenden „Damoklesschwert“. Am Mittwoch nun erklärte die IWF-Chefin Christine Lagarde: „Das Schwert des Protektionismus hängt über dem Welthandel.“ Versuchen wir mal, die Bildelemente auseinanderzuklamüsern: Schwert gleich Schwert gleich Gefahr; Protektionismus gleich Tyrann gleich Trump; Welthandel gleich Damokles gleich Schmeichler am Hofe des Tyrannen gleich der IWF – so weit, so klar. Aber wer ist dann das Rosshaar, dieser seidene Faden? Wenn alle Stricke reißen, vermutlich Frau Lagarde selbst, die Damokles allerdings nur an den Haaren herbeigezogen hat, um der Welt ihre bürgerliche Bildung mit Haut und Haaren unter die Nase zu reiben.
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