Das Wetter: Heute keins:
Als Dr. Hans-Georg Strupp-Strawuppke die Vorhänge beiseite zog, wurde es keinen Deut heller im Wohnzimmer. Wäre das Deckenlicht nicht eingeschaltet gewesen, hätte der promovierte Meteorologe das Sofa, die Sessel und die Bücherregale im dämmrig-grauen Licht nur in Umrissen wahrgenommen. Selbst die Orange-, Gelb- und Rottöne der Blumen in der Vase auf dem Tisch gingen in diesem trüben Lichtbrei unter. Obwohl die Standuhr in diesem Moment zwölf Uhr schlug, war von der Sonne draußen nichts zu sehen. Dr. Strupp-Strawuppke hätte nicht einmal sagen können, wo sie sich am Himmel gerade befindet. Nicht dass es geregnet hätte – weder Dauerniesel noch Schauer kamen herunter, es war trocken und windstill. Auch hingen keinerlei schwere, dunkle Wolken dort oben. Wo gestern noch Blau zu sehen war, befand sich heute eine – ja … was eigentlich? Seine Schwippschwägerin Giselinde Vorderwülbecke nannte so etwas „bedeckt“. Für ihn als Fachmann indes war sonnenklar: „Das ist einfach kein Wetter!“
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