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KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Von wegen Wellness. Monira Al Qadiris Wannenbad verspricht weder Entspannung noch Beauty-Effekt. Mitten in der Acud Gallery steht das Sanitärobjekt, aus dem ein Händepaar sich drohend – oder hilfesuchend? – erhebt, und das nicht aus duftendem Schaum, auch wenn das zum Titel der Show, „Bubble“, passen würde. Die Wanne ist mit einer schwarz glänzenden Flüssigkeit gefüllt. Erdöl? Die Vermutung liegt nahe. Al Qadiri ist in Kuwait aufgewachsen, verarbeitet die Absurditäten des vom Öl bestimmten Lebens in der Golfregion zu Videos, Bildern und Installationen voll beißendem Humor. „SOAP“ etwa, die Videoarbeit, die gegenüber der Wanne läuft, puzzelt Ausschnitte aus Seifenopern aneinander, klischeedurchzuckerte Geschichten aus der Welt der oberen Zehntausend. Al Qadiri nimmt mit dem Mashup die Überzeichnungen von Charakteren, Genderrollen und Pseudokonflikten aufs Korn und treibt sie auf die Spitze, indem sie geisterhafte, fegende Hausangestellte hineinmontiert. Sie stehen für die weitgehend rechtlosen Arbeitsmigranten in Kuwait, die für den Glanz der Oberfläche sorgen, den Al Qadiri mit ihrer Kunst durchbricht (bis 24. 4. Fr. + Sa. 13–18 Uhr, Veteranenstr. 21).

Exzess und erotische (Macht-)Spiele stattdessen im Schinkel Pavillon. Großformatige Zeichnungen und Skulpturen des Schriftstellers, Theoretikers und Künstlers Pierre Klossowski erlauben dort voyeuristische Blicke auf Roberte, Klossowskis Über-Frau. Er zeigt sie in obszönen, anspielungsreichen Szenen, festgehalten mit zartem Buntstiftstrich oder bemaltem Kunstharz: „Roberte aux Barres Parallèles“ – Roberte mit kühlem Blick an einen Barren gefesselt, umgeben von zwei Männern, die kauernd zu ihr aufschauen oder an ihrer Handfläche lecken; „Gulliver marchandant Roberte“ – ein Miniaturmännchen, das vor der nackten Roberte posiert. Roberte, immer wieder Roberte, mal devot, mal energisch, mal über den Dingen stehend, stets Erwartungen wie Tabus brechend. In der Schinkelklause laufen zeitgleich Künstlerfilme von unter anderem Carolee Schneemann, Yoko Ono, Leigh Ledare. Auch sie visualisieren Begehren und Begehrtwerden – und deren Inszenierung (bis 14. 5., Do.–So. 12–18 Uhr, Oberwallstr. 1).

Andere Facetten von Körperlichkeit sind ab Freitag Thema im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien. 47 Jahre nach Schließung des Krankenhauses sinnen Künstler_innen in den Räumlichkeiten dem Muskelgedächtnis nach, der Fähigkeit also, sich durch Wiederholung Bewegungen einzuprägen. Ausprobieren lässt sich das vielleicht ja gleich vor Ort (Eröffnung Fr. 19 Uhr, bis 11. 6., tgl. 11–20 Uhr, Mariannenplatz 2).

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