Bauern entdecken ihre sensible Seite

Agrarwende Der Bauernverband in Schleswig-Holstein sieht grün für die Zukunft der Landwirtschaft. Künftig wolle man sich mehr um Tier- und Naturschutz bemühen

Ein Umdenken in der Landwirtschaft hat der schleswig-holsteinische Bauernverband angekündigt. Ziel sei es, „das Vertrauen der Menschen auf dem Land und in den Städten wiederzuerhalten“, erklärte Verbandspräsident Werner Schwarz am Donnerstag in Kiel bei der Vorstellung eines Positionspapiers über „Veränderungen in der Landwirtschaft“.

Die bisherige „Wagenburgmentalität“ helfe nicht mehr weiter, eine „breite gesellschaftliche Akzeptanz unseres Wirtschaftens“ sei notwendig. Zudem müssten „konventionell und ökologisch wirtschaftende Betriebsformen als gleichberechtigt anerkannt“ werden.

Beim Düngen der Felder mit Gülle fordert der Bauernverband einen sensiblen Umgang ein. Der Nährstoffbedarf der Pflanzen sei der Maßstab, nicht der Güllebehälter. Um die Überdüngung von Böden mit Phosphaten und Nitraten zu vermeiden, müssten Landwirte sich um ausreichende Lagerkapazitäten und die Abgabe von Gülle an andere Betriebe kümmern.

Beim Tierschutz will der Verband den Einsatz von Antibiotika verringern. Zudem will er bei der ohne Betäubung durchgeführten Kastration von Ferkeln Alternativen wie Vollnarkosen testen und für das Tier „so schmerzfrei wie möglich durchführen“, heißt es in dem Papier.

Zudem solle der Rückgang der Artenvielfalt in den intensiv genutzten Agrarlandschaften bekämpft werden, kündigte Schwarz an. Auch könne sich der Verband Naturschutz als Betriebszweig vorstellen, sofern dies mit verlässlichen Zahlungen verbunden sei, mit denen sich auch Einkommen erwirtschaften lasse. Insgesamt diene das Papier „dem Ziel, eine ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltige Landwirtschaft in Schleswig-Holstein sicherzustellen“.

Der grüne Landwirtschaftsminister Robert Habeck freute sich „über die neuen Töne vom Bauernverband und die ausgestreckte Hand“. Sven-Michael Veit