„Der Anschlag war scheiße“

Rechter Terror II Im Freital-Prozess gesteht ein Angeklagter

DRESDEN taz | In Dresden geht der Prozess gegen die „Gruppe Freital“ vor dem Oberlandesgericht weiter. Der jüngste Angeklagte, der 19-jährige Justin S., hatte am Dienstag ein mehrstündiges Geständnis abgelegt und alle Mitangeklagten schwer belastet. Am Mittwoch wurde die Befragung von Justin S. fortgesetzt.

Angeklagt sind sieben Männer und eine Frau im Alter von 19 bis 39 Jahren wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und versuchten Mordes. Sie sollen 2015 Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, ein alternatives Wohnprojekt, ein Linken-Parteibüro und das Auto eines Linken-Stadtrats aus Freital verübt haben.

Justin S. gab an, dass Timo S., der mutmaßliche Rädelsführer, einen Anschlag begehen wollte. Er habe ein Polizeiauto stoppen, die Polizisten kampfunfähig machen, eine Waffe entnehmen und damit die Wache in Freital stürmen wollen. Er selbst habe das nicht ernst genommen, sagte Justin S.. Zudem beschrieb er, wie Mitglieder der Gruppe darüber sprachen, einen Mann verschwinden zu lassen, der gegen Timo S. ausgesagt hatte. Damit sei gemeint gewesen, ihn umzubringen.

Justin S. sprach stockend und leise. Er wollte keine Menschen verletzen, sagte er. Er wollte ihnen nur Angst machen. Er beschrieb sich als in der Hierarchie der Gruppe ganz unten stehend. Anschläge wie auf das Parteibüro der Linken bewerte er im Nachhinein als „scheiße“. Er gestand, an den Anschlägen auf ein alternatives Wohnprojekt in Dresden und auf eine Flüchtlingsunterkunft in Freital beteiligt gewesen zu sein. Zusammen mit zwei anderen habe er drei Sprengkörper an den Fenstern der Flüchtlingsunterkunft gezündet, obwohl er drinnen kurz vorher noch Menschen gesehen hatte und wusste, dass die Sprengkörper tödlich wirken konnten. „Ich habe in dem Moment nicht daran gedacht“, sagte er. Den Überfall auf das alternative Wohnprojekt in Dresden bezeichnete er als „Racheakt“, weil ein Demonstrant gegen eine Flüchtlingsunterkunft angegriffen worden war.

Das Auto des Stadtrats hätten sie gesprengt, weil der Stadtrat links sei. Steffi Unsleber