: Strömungskunde
Früher war alles besser, auch bei den Grünen. Damals, vor hundert Jahren, gab es noch ordentliche Strömungen und wilde Strömungskämpfe. Bürgerliche Ökologen gegen Links-Alternative, Ökosozialisten gegen Ökolibertäre, Fundis gegen Realos. Und heute? Blutleer wird über Linke (Trittin u. a.) und Realos (Kuhn u. a.) philosophiert, dabei ist spätestens seit 1998 klar, dass die Grünen eine kompromissfähige Regierungspartei sind, die nur noch eine Strömung kennt: die Pragmatiker, im alten Jargon Realos genannt. Afghanistankrieg: große Zustimmung, bei drei, vier Abweichlern. Agenda 2010: einhellige Zustimmung. Hartz IV: einhellige Zustimmung. Zur Unterscheidung marginaler Strömungsreste muss man völlig neue Begrifflichkeiten prägen. Ströbele ist ein linker Fraktionsrealo. Künast eine realomäßige Regierungslinke. Trittin ein pragmatischer Öko-Realo. Göring-Eckardt eine wertkonservative Ostreala. Und Kuhn ein Baden-Württemberger. J. K.
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