Ein Präsident bittet um Hilfe

Venezuela Präsident Maduro hat die UNO um die Lieferung von Medikamenten ersucht. Auch der Hunger im Lande nimmt zu. Das sozialistische Experiment ist gescheitert

Mütter in Caracas stehen Schlange, um Windeln für ihre Babies zu erstehen Foto: Carlos Garcia Rawlins/reuters

Von Jürgen Vogt

BUENOS AIRES taz | Das Leben und Überleben in Venezuela wird immer schwieriger. Jetzt hat Venezuelas Präsident, Nicolás Maduro, sogar die UNO um Hilfe gebeten. „Man hat uns empfohlen, um Hilfe zu bitten. Und wir werden der Empfehlung Folge leisten“, hatte der Präsident im TV gesagt, als er zum ersten Mal die Vereinten Nationen um Hilfe bat. Ziemlich bedröppelt stand er neben der Vertreterin des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), Jessica Faieta, und bat sie um Hilfe bei der Versorgung mit Medikamenten. Schuld an der Misere seien der Wirtschaftskrieg der Rechten und der gesunkene Ölpreis, so Maduro.

Krankwerden in Venezuela ist schon seit geraumer Zeit lebensgefährlich. Seit Jahren herrscht Medikamentenmangel, sind die einfachsten Arzneimittel kaum zu bekommen, von speziellen Medikamenten ganz zu schweigen. Der Pharmaverband schätzt, dass 85 Prozent der Arzneimittel nicht zu haben sind. Der jetzige Hilferuf der Regierung zeigt, wie ernst die Lage sein muss. Ausdrücklich bat Maduro um Hilfe für die Gesundheitsgrundversorgung in den Armenvierteln. Und dort, in den Hochburgen der chavistischen Regierung, droht nun alles den Bach hinunterzugehen.

Bisher hatte die Regierung Hilfsangebote stets abgelehnt. Noch vor zwei Wochen ließ Maduro den Menschenrechtsrat der UNO in Genf als „politisch orientiert“ abblitzen. Schweden hatte eine Empfehlung eingebracht, um die „Situation der Unsicherheit bei der Ernährung und der öffentlichen Gesundheit zu bekämpfen“. Die Mitgliedstaaten geben sich untereinander Empfehlungen und müssen dazu Stellung nehmen.

Oppositionsführer Henrique Capriles konnte sich seinen Kommentar denn auch nicht verkneifen: „Ohne Nahrung, Medikamente, Wasser, Strom, jetzt auch ohne Benzin, 29.000 Morde 2016“, twitterte der konservative Politiker und spielte damit auf die katastrophale Lage an.

Krankwerden ist in Venezuela schon seit geraumer Zeit ­lebensgefährlich

Auch außenpolitisch wird es um die chavistische Regierung immer einsamer. Angeführt von den USA haben 14 amerikanische Staaten Ende vergangener Woche eine Resolution unterzeichnet, in der Venezuela zur Einhaltung demokratischer Standards, zur Durchführung der seit Dezember 2016 verschobenen Gouverneurswahlen sowie zur Freilassung der politischen Gefangenen aufgefordert wird. Von den wichtigen südamerikanischen Staaten haben nur Ecuador und Bolivien nicht unterschrieben. Von weiter nördlich kommen die Unterschriften neben den USA aus Costa Rica, Guatemala, Honduras, Mexico, Panama und Kanada. Und es ist kein Geheimnis, dass die US-Regierung weitere Staaten aus der Region zur Unterzeichnung der Resolution drängt.

Die 14 reagierten damit auf den jüngsten Bericht der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Darin bewertet Generalsekretär Luis Almagro die Situation in Venezuela „als totalen Bruch mit der demokratischen Ordnung“ und fordert Sanktionen. Die OAS müsse Caracas ein Ultimatum für die Durchführung von Wahlen stellen, schrieb er. Am Dienstag findet eine außerordentliche Sitzung des Ständigen Rates der OAS zur Situation in Venezuela statt.