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Zu gut für den Kanal

Effizienz Wie Regenwasser in Gartenbau und Landwirtschaft sinnvoll verwendet wird

„Wir sind sensibel beim Wasser“, sagt der Winzer Andreas Hemer aus Worms-Abenheim. Das hat gute Gründe. Liegt doch die jährliche Niederschlagsmenge im westlichen Rheinhessen bei nur 530 Liter pro Quadratmeter. Daher bewässert er die Reben auf dem Ökoweingut seiner Familie in Perioden großer Trockenheit, wie sie in den letzten Jahren immer häufiger auftreten, durch effiziente ­Tropfbewässerung.

Hemer weiß also um die Knappheit des wertvollen Gutes Wasser und hegt daher die Absicht, das Regenwasser von dem etwa ein Hektar großen Betriebsgelände künftig nicht nur einfach in die Kanalisation zu leiten, sondern selber zu nutzen. „Das Regenwasser, das vom Dach unserer Kelterei anfällt, wollen wir in Zukunft auffangen und für das Aufmischen von biologischen Pflanzenschutzmitteln, für die Bewässerung der um das Hofgelände angepflanzten Hecken und für Reinigungszwecke verwerten“, erklärt er, vor dem Neubau stehend. „Um die jährlich vom Dach anfallende Wassermenge von rund einer Million Liter auch in der Kelterei einsetzen zu können, müssen wir das Regenwasser allerdings fachgerecht aufbereiten. „Wir werden zwei große Zisternen bauen, mit denen wir insgesamt rund 100.000 Liter speichern und filtern können. Das hat für uns Sinn, weil wir für Reinigungsarbeiten in unserer Kelterei jährlich rund 400.000 Liter verbrauchen“, erläutert der Winzer sein Wiederverwertungskonzept.

Klar, man könnte, statt Regenwasser aufzubereiten, auch einen Brunnen auf eigenen Flächen bohren, doch müsse man dafür am eigenen Standort 80 bis 100 Meter tief gehen, so Hemer. Das sei nicht billig, abgesehen davon belaste es den Grundwasserhaushalt. Zwar sei die geplante Regenwasseraufbereitung derzeit noch keine Investition, die sich kurzfristig amortisieren würde. „Doch denken wir da langfristiger. Wir wollen uns am mit Wasser, ähnlich wie im Energiebereich mit der Holzhackschnitzelheizung und dem Strom aus der Photovoltaik, am liebsten weitestgehend selbst versorgen“, sagt der Ökowinzer. Zudem: Je weniger Abwasser vom Betriebsgelände in die öffentliche Kanalisation gelangt, desto geringer sind die Abgaben. Ganz abgesehen davon, spart die Eigennutzung des Regenwassers eine energieaufwendige kommunale Abwasseraufbereitung.

Optimale Verwertung

Dennoch geht es vielerorts immer noch mit Volldampf in die andere Richtung. Gerade in urbanen und suburbanen Räumen, in den weiterwachsenden Städten, wird lustig weiterversiegelt. Dabei rauscht das nicht mehr versickernde Regenwasser in die Kanalisation und damit letztlich in die Kläranlagen. Eine teure Angelegenheit. Um nun neue, effizientere Konzepte der Abwasser- respektive Regenwassernutzung zu entwickeln, startete im Herbst 2016 das Forschungsprojekt Hypo­wave. „Die abwassertechnische Innovation besteht darin“, so Projektleiter Thomas Dockhorn vom Institut für Siedlungswirtschaft an der TU Braunschweig, „dass die Aufbereitung des eingesetzten Wassers auf eine optimale Nährstoffverwertung der Pflanzen auszurichten ist.“ So wird für das Projekt ein Gewächshaus neben einer Kläranlage in Hattdorf bei Wolfsburg errichtet werden, in dem künftig Spinat & Co. ausschließlich mit pflanzengerecht aufbereitetem Abwasser (frei von pathogenen Keimen, weitgehend frei von Schwermetallen und organischen Spurenstoffen) beschickt werden sollen. Klingt gut, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Vermeiden einer Versiegelung oder eine Regenwassernutzung vor Ort – wie etwa bei den Hemers – natürlich die besseren Varianten wären: Was nicht in die Kanalisation kommt, muss auch nicht geklärt werden. Dierk Jensen

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