RALF SOTSCHECK ÜBER DIE ANGLIKANISCHE KIRCHE: Weg mit den Bischöfen!
Die Worte „Kirche“ und „modern“ passen eben nicht zusammen. Die Generalsynode der britischen anglikanischen Kirche hat mit ihrer Ablehnung der Ordination von Bischöfinnen am Dienstagabend in London unter Beweis gestellt, wie abgehoben und weltfremd diese Organisation ist. Sicher, es war knapp, und es waren nur die Laien, die mit Nein gestimmt haben, aber die machen immerhin 98 Prozent der Kirche aus.
In keiner anderen britischen Institution würde eine solche Diskriminierung geduldet. Man stelle sich vor, das Unterhaus würde weibliche Abgeordnete verbieten, oder die Polizei würde beschließen, dass Polizistinnen höchstens zum Verteilen von Strafzetteln taugen. Es gäbe eine Welle von Protesten. Im Fall der Church of England geschieht das nicht, weil die Entscheidung gegen Bischöfinnen das Leben der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung nicht berührt. Zwar bekennen sich 40 Prozent zum anglikanischen Glauben, aber nur eine Minderheit praktiziert ihn auch. Mit ihrem Votum gegen Frauen hat sich die Kirche endgültig von der britischen Gesellschaft verabschiedet und einen großen Schritt in Richtung Irrelevanz gemacht.
Es ist an der Zeit, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Was haben die Vertreter einer solch sexistischen Organisation im Oberhaus zu suchen? Im House of Lords sitzen 26 Bischöfe, die niemand gewählt hat. Dadurch haben sie – wenn auch relativ geringen – Einfluss auf die Gesetzgebung des Landes. Man sollte endlich Kirche und Staat trennen und die Bischöfe aus dem Oberhaus entfernen.
Ironischerweise ist das Oberhaupt der anglikanischen Kirche eine Frau. Königin Elisabeth II. hat sich allerdings nicht zu der Ordination von Bischöfinnen geäußert. Aber zu ihr passt das Wort „modern“ ja ebenso wenig wie zu ihrer Kirche.
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