Mehrjährige Haftstrafenfür Anschlag auf Sikh-Tempel

TerrorLandgericht Essen verurteilt drei Jugendliche für islamistischen Bombenanschlag

Das Medieninteresse war riesig Foto: dpa

BERLIN taz | Hass auf andere Religionen war nach Ansicht der Richter das Motiv der drei Jugendlichen, die im April vergangenen Jahres einen Anschlag auf das Gebetshaus der Sikh-Gemeinde in Essen verübten. Am Dienstag verurteilte die 5. Jugendstrafkammer des Essener Landgerichts Yusuf T. aus Gelsenkirchen und Mohamed B. aus Essen wegen versuchten Mordes. Yusuf T. muss für sieben Jahre, Mohamed B. für sechs Jahre und neun Monate ins Gefängnis.

Der dritte Angeklagte, Tolga I. aus dem Kreis Wesel, bekam wegen Verabredung zum Mord sechs Jahre Haft. Gemeinsam haben die drei inzwischen 17-Jährigen den Anschlag geplant und vorbereitet. Am Tatort war Tolga I. aber nicht dabei.

Bei dem Anschlag erlitt der Priester der Gemeinde einen offenen Knochenbruch am Fuß, er kann bis heute nicht wieder arbeiten. Zwei weitere Gemeindemitglieder kamen mit Schnittwunden davon. Zahlreiche Besucher, die kurz zuvor eine Hochzeit gefeiert hatten, hielten sich noch in dem Zentrum auf. Der Angriff auf den Sikh-Tempel gilt als der erste vollzogene Bombenanschlag dschihadistischer Islamisten in Deutschland. Anzeichen für einen direkten Kontakt der Jugendlichen zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ gab es aber nicht.

Da die drei minderjährig sind, fand der gesamte Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, das Gericht veröffentlichte nach der Urteilsverkündung eine Presseerklärung. Demnach sehen die Richter es als erwiesen an, dass Yusuf T. und Mohamed B. am Nachmittag des 16. April einen Feuerlöscher mit Sprengstoff füllten, einen Fernzünder anbrachten und so eine Bombe herstellten. Die Zutaten dafür hatten sie im Internet bestellt. Gegen 19 Uhr platzierte T. den Feuerlöscher am Eingang des Gemeindezentrums und löste mit dem Fernzünder die Explosion aus. Gemeinsam mit B., der ihn zum Tatort begleitet hatte, floh er. Schon drei Monate zuvor hatten die beiden einen Sprengversuch in einem Skaterpark durchgeführt. Im Prozess hatten sie ausgesagt, dass sie nur hätten „erschrecken“ und niemanden töten wollen.

Alle drei Jugendlichen sind in Deutschland geboren, sie sollen sich über eine Whatsapp-Gruppe namens „Anhänger des Islamischen Kalifats“ radikalisiert haben. In einem Buch, das Yusuf T.s Mutter im Oktober veröffentlichte, beschreibt sie, wie sich ihr Sohn mit 14 für den Salafisten-Prediger Pierre Vogel begeisterte und bald mit der inzwischen verbotenen Aktion „Lies!“ Korane in der Fußgängerzone verteilte. Eine wichtige Rolle bei der Radikalisierung soll auch der Duisburger Hasan C. gespielt haben, der Anfang November als Mitglied einer mutmaßlichen IS-Rekrutierungsgruppe festgenommen wurde.

Sie hätten nur „erschrecken“ und niemanden töten wollen

Seine Eltern brauchten Yusuf T. schließlich beim Präven­tionsprogramm „Wegweiser“ des Landesinnenministeriums unter. Auch Tolga I.s Mutter wandte sich an die Sicherheitsbehörden. Verhindern konnten die den Anschlag trotzdem nicht. Sabine am Orde