Portrait
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Fühlt sich zu Unrecht verurteilt: Verleger Norbert Fuhs Foto: privat

Der tragische Kolumnist

Das ist mutig: Nach über drei Jahren Pause publiziert Norbert Fuhs wieder seine Osnabrücker Sonntagszeitung(OSZ) – und das, obwohl er im November vom Landgericht Osnabrück zu sechs Jahren Haft wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Insolvenzverschleppung verurteilt wurde.

30 Jahre lang landete das Anzeigenblättchen sonntags in den Briefkästen Osnabrücks und umzu – mit einer Auflage von 236.000 Exemplaren. Gelesen wurde es, wenn überhaupt, nur wegen der stockkonservativen und oft recht wirren Fuhs-Kolumne „Die OSZ-Woche“, die stets für große Heiterkeit sorgte.

Die Einzigen, die den Verleger ernst nahmen, waren seine Anzeigenkunden und die 370 Käufer sogenannter Medienbriefe. Das sind Anteile an der Verlagsgesellschaft, für die sie pro Stück bis zu 5.000 Euro zahlten – und für die Fuhs hohe Renditen versprach. Dabei soll schon 2011 die Bilanz seiner Verlagsgesellschaft einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von knapp 6,3 Millionen Euro aufgewiesen haben. Nur noch durch die Herausgabe neuer Medienbriefe soll sie überhaupt noch funktioniert haben.

Die Staatsanwaltschaft witterte ein Schneeballsystem. Die Insolvenz folgte Anfang 2014. Zahlreiche Medienbrief-KäuferInnen zeigten Fuhs an. Das Landgericht verurteilte ihn wegen Betrugs in 165 Fällen.

Doch Fuhs legte Revision ein: Insolvent sei er nur gegangen, weil der falsche Verdacht an die Öffentlichkeit gekommen sei. Von einem Schneeballsystem könne keine Rede gewesen sein. Im Herbst geht es erneut vor Gericht – dann wird sich zeigen, ob Fuhs tatsächlich ins Gefängnis muss oder nicht.

Derweil will er mit der neuen OSZ seinen „vormals guten Ruf“ wiederherstellen und Medienbrief-BesitzerInnen durch erwartete Gewinne entschädigen. Vor allem Letzteres ist ambitioniert, denn der Neustart findet nur im Internet statt – einem Medium, das Fuhs offenbar recht fremd ist: Er bewirbt die simpel gestaltete Seite damit, dass man „diese Art der Zeitung auf der Toilette lesen“ oder aber auch „ganz normal“ ausdrucken könne.

Und bei der weiteren Lektüre der ersten OSZ-Ausgabe wird’s nicht besser: Sie besteht vor allem aus Rechtschreibfehlern und Polizeimeldungen sowie einem Bericht über Norbert Fuhs – verfasst von Norbert Fuhs, der über sich selbst in der dritten Person schreibt. Das könnte alles so lustig wie früher sein, wenn es nicht so tragisch wäre. schn