Wohin in Bremen?:
Mittwoch, 15. 3., 19 Uhr, Schwankhalle, Alter Saal
Gespräch mit Bild
Die Kamera umfährt einen Mann, der an eine Parkbank gefesselt ist. Und auch wenn in Lukas Zerbsts Video-Arbeit „Camera Ignota“ schon noch ein bisschen Handlung aufkommt, bleibt diese Spannung zwischen der Kamera und ihrem Motiv doch die größte. Nachvollziehen lässt sich das am Mittwoch in der Schwankhalle, wo der Film Premiere feiert. Ergänzt wird die Vorführung um die Video-Performance „Perzerbst“ mit Tänzerin Sylvana Seddig und dem Dokumentarfilm „Sprechblase“, der vergangenes Jahr in Vietnam entstanden ist. Noch Fragen? Bleiben Sie zum Künstlergespräch.
Donnerstag, 16. 3., 20 Uhr, Theater Bremen, Kleines Haus
No. 2
Im Mai werden sie dann auch auf deutsch komplett: Karl Ove Knausgårds sechs dicke Bücher über sein Leben, die hierzulande unter dem Titel „Das autobiographische Projekt“ erscheinen und nicht in der wörtlichen Übersetzung als „Mein Kampf“. Sicher eine gute Idee. Seit vergangenem Jahr sitzt man im Theater Bremen nun an der Umsetzung für die Bühne. Damals mit dem ersten Teil „Sterben“ als szenischer Lesung, nun ist mit „Lieben“ die Fortsetzung an der Reihe. Etwas mühsam mag das wieder werden und, naja, lang. Aber warum auch nicht? Wo es doch gerade Knausgårds Verdienst ist, diesen Attributen ein bisschen von ihrem Schrecken zu nehmen und gar ein Erfolgsrezept daraus zu stricken.
Freitag, 17. 3., 20 Uhr, Kulturzentrum Lagerhaus
Pferdefolk
Dass der country- und gospelmäßig mit dem Banjo durch die Lande ziehende Dad Horse Ottn aus Bremen kommt, das ist ja bereits die eigentliche Sensation. Sogar in den USA, denen er die Musik geklaut hat, schätzt man ihn. Und obwohl sein unüberhörbarer Akzent auch schon wieder so ein Markenzeichen ist, fühlt sich das alles trotzdem an wie von dort drüben. Wer sich die Mühe spart, über Sound zu sprechen und stattdessen über Stimmungen und Zwischentöne ins Grübeln kommt, der vergleicht ihn mit Tom Waits oder den Violent Femmes. Er selbst sagt ja „Kellergospel“ dazu. Sie wissen das alles schon und haben auch längst die Karte fürs Lagerhaus am Freitag gekauft? Na, was wollen Sie denn dann noch hier? Viel Spaß!
Freitag, 17. 3., 19 Uhr, GAK – Gesellschaft für aktuelle Kunst
Bedeckte Kunst
Wenn die Künstlerin Sibylle Springer einen Klassiker der Kunstgeschichte dick mit Acryl übermalt, erkennt man ihn hinterher besser als zuvor. Oder man bekommt es überhaupt erst darum hin. Weil das Bild dann kein Schinken mehr ist, sondern wieder Kunst – wieder etwas, wo man hinsehen muss. Seit einer Weile gehen Springers Arbeiten allerdings über dieses Unkenntlichmachen hinaus, ihre Bearbeitungen haben einen eigenwilligen Ornamentcharakter entwickelt und in der GAK, die ab Freitag Springers „gift“ zeigt, ist das besonders sichtbar: Die Vorlagen sind heute leicht erkennbar und verstecken sich nicht unter dem Acryl. Die Wechselwirkungen sind komplexer: Ein Blumenstillleben nach Rachel Ruysch wirkt erst nach Springers Übermalung angemessen leblos, die mit hochgeschobenem Rock in eine Schüssel pinkelnde Dame aus dem 18. Jahrhundert hingegen scheint nur dank Springer überhaupt erst lebendig zu werden. Weil man sogar ein bisschen erschrickt, wenn man plötzlich sieht, was man da sah. jpk
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