: Ausgezeichneter Weißrusse
Zumindest an internationaler Solidarität mangelt es Ales Bialiatski nicht. In Schweden, Polen und Tschechien wurde der weißrussische Menschenrechtsaktivist bereits ausgezeichnet, 2012 war er für den Friedensnobelpreis nominiert und ist Ehrenbürger von Paris. Gestern wurde der 50-Jährige, der derzeit eine Haftstrafe verbüßt, erneut geehrt – mit dem Petra-Kelly-Preis der Heinrich-Böll-Stiftung, den seine Ehefrau Natalia Pinchuk entgegennahm. Mit der Verleihung werde Bialiatskis jahrelanges und unerschockenes Eintreten für Demokratie und Menschenrechte in Weißrussland gewürdigt, lautete die Begründung.
Der promovierte Literaturwissenschaftler engagiert sich seit Mitte der 80er Jahre für eine demokratische Entwicklung seines Landes. 1987 organisierte er die erste Gedenkveranstaltung für Opfer des sowjetischen Geheimdienstes und wurde dafür mit einer Ordnungsstrafe belegt. In 90er Jahren war er politisch bei der weißrussischen Volksfront aktiv. 1996 gründete er die Menschenrechtsorganisation „Vjasna“, die politische Gefangene und deren Angehörige finanziell und in Rechtsfragen unterstützt.
Nach Massenprotesten gegen die gefälschten Präsidentschaftswahlen am 19. Dezember 2010 verschärfte der autoritäre Staatschef Alexander Lukaschenko seinen repressiven Kurs gegen Oppositionelle. Auch Bialiatski, der bis dahin 20-mal vor Gericht gestanden hatte, geriet erneut ins Visier der Staatsmacht.
Am 4. August 2011 wurde er unter dem Vorwurf der Steuerhinterziehung festgenommen. Die Vorarbeit hierfür leisteten Polen und Litauen, die den weißrussischen Behörden Daten über Bialiatskis Konten zur Verfügung stellten. Am 23. November 2011 erging das Urteil: viereinhalb Jahre Haft.
Auch im Straflager in Babruisk wird Bialiatski schikaniert – mit Kürzungen der Besuchszeiten seiner Familie und einer Reduzierung von Lebensmittelpaketen, die er erhalten darf. Sein letztes Vergehen: eine Scheibe Brot, die er aus dem Speisesaal mitgenommen hatte. Dennoch bereut er es nicht, sich nicht rechtzeitig vor seiner Verhaftung abgesetzt zu haben. „In der Heimat“, sagte er unlängst, „ist es immer noch besser als im Ausland.“ BARBARA OERTEL
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