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KUNST

Kunst BEATE SCHEDER schaut sich

in BerlinsGalerien um

Fear is the most elegant Wea­pon, your Hands are never messy“ – lange nicht klang dieser erste Satz aus einem der „Inflammatory Essays“ Jenny Holzers so beißend aktuell wie gerade. Der Zeitpunkt, sich mit der großartigen Serie von Textarbeiten in der gleichnamigen Ausstellung bei Oracle wieder oder neu zu beschäftigen, könnte nicht besser gewählt sein. Holzer hatte sie zwischen 1979 und 1982 verfasst und veröffentlicht, diese manifestartigen Schriften, gedruckt auf buntes Papier, allesamt 100 Wörter und 20 Zeilen lang und kraftvoll bis aggressiv, engagiert bis manipulativ im Ton. Nun hängt also eine Auswahl im Charlottenburger Kunstraum beziehungsweise am. Holzer präsentierte die Poster damals in New York auf der Straße an üblichen Plakatstandorten; Oracle hat mit ihnen von außen die Scheiben des Ladenlokals beklebt, sodass die Texte nicht nur für Besucher_innen gut sicht- wie lesbar sind, sondern auch für alle, die sich in jene seltsam aus der Zeit gefallene Einkaufspassage, in der Oracle liegt, verlaufen (bis 19. 3., nach Vereinbarung, Joa­chimsthaler Str. 14).

Auf jeden Fall zustimmen muss man dem titelgebenden Satz der Gruppenausstellung bei Tanya Leighton: „Monday is a Day between Sunday and Tuesday“. So offensichtlich, aber wenig erhellend wie viele der Kategorien, die Kunstwerken oder Künstler_innen gerne übergestülpt werden, ist er. Kuratorin Lisa Offermann präsentiert Malerei von 22 Künstler_innen, darunter Monika Baer, Georgia Garner Gray, Friedrich Kunath und Christoph Ruckhäberle, die Bezug zu Deutschland haben, weil sie dort leben und/oder arbeiten oder das in der Vergangenheit getan haben. Aber was heißt das schon für deren Kunst? Auf beide Standorte der Galerie verteilt sind die Arbeiten. Automatisch sucht man nach Bezügen und verfranst sich in Sackgassen. Ordnung oder Willkür? Egal. Die Vielfalt des Mediums und seiner Vertreter_innen ist viel interessanter (bis 15. 4., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Kurfürstenstr. 156 & 24/25).

Erleben lässt sich diese auch ein paar Schritte weiter bei Arratia Beer. Die zweite Einzelausstellung des 2012 verstorbenen Friedrich Teepe, der zeitlebens den Erwartungshaltungen sowohl an die Rolle des Künstlers – Teepe zog sich aufs Land zurück und experimentierte, unterrichtete lieber, als sich dem Markt anzupassen – als auch an das Medium mit Eigensinn begegnete. Glücklicherweise. Teepes Arbeiten von 1969 bis 1985, das ist Farbe auf Leinwand, Leinwand ohne Farbe, Leinwand im Raum, als Raumteiler, Vorhang, skulpturales Objekt, gefaltet und gewickelt, hängend und liegend. Teepe, eine späte Entdeckung (bis 17. 3., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 97).

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