: Defensiv bis zur Harmlosigkeit
verfolgerduell Von Ambitionen, zu Recht oben mitzuspielen, war beim 2:0 von Hertha BSC über Eintracht Frankfurt nichts zu sehen. Nur ideenlose Rückpässe, umstrittene Tore und dazu noch überflüssige Fouls
Aus Berlin Andreas FanizadeH
Glücklos. So lässt sich Eintracht Frankfurts Auftritt bei der 0:2-Niederlage gegen Hertha BSC am Samstag umschreiben. Dabei agierte das ersatzgeschwächte Team von Trainer Niko Kovac auch in Berlin defensiv zunächst sehr diszipliniert.
Überhaupt waren die Frankfurter in der ersten Halbzeit spielerisch das bessere Team und hätten durch Ante Rebic in der 29. Minute in Führung gehen können. Haris Seferovic hatte seinen Sturmkollegen mit einem Pass in die Tiefe schön frei gespielt. Aber Rebic scheiterte am die Ruhe bewahrenden Hertha-Schlussmann Rune Janstein, der den Schuss des auf ihn frei zustürmenden Rebic mit einer schnellen Reaktion am Tor vorbeilenkte.
Das Frankfurter Mittelfeld stand dicht gestaffelt. Es sagt aber auch viel aus, dass Frankfurts Torwart Lukas Hradecki ein ums andere Mal als letzter Mann ins Feldspiel einbezogen wurde und mit weiten hohen Pässen für die Spieleröffnung sorgte, ja sorgen musste.
Erschreckend einfallslos präsentierte sich hingegen die Hertha. Kaum ein Pass in die Tiefe. Torjäger Vedad Ibisevic agierte unscheinbar. Fehlpässe und kaum Bewegung, dafür nutzte der Torjäger jede sich bietende Gelegenheit, um zu Boden zu sinken und ein vermeintliches Foulspiel zu reklamieren.
Suchten die Frankfurter häufig ihren Torwart, so nahmen die Berliner erst recht jedes Tempo heraus – und jedes Risiko. Am liebsten passten sie noch vor der Mittellinie wieder zurück in den eigenen Strafraum. Nicht eine einzige nennenswerte Torchance hatte die Hertha, immerhin ein Europokalaspirant mit Heimspiel, in der ersten Halbzeit herausgespielt.
Ein Offensivspektakel hatte man ja weder von der Eintracht noch von dem Euro-League-Aspiranten Hertha erwartet. Aber ein bisschen mehr Mut und Tempo als diese disziplinierte und auf Ergebnisfußball getrimmte Taktik zweier ausgeglichener Teams hätte es schon sein dürfen. Entsprechend fiel der Führungstreffer der Hertha in der 52. Minute aus dem berühmten Nichts. Denn nichts, aber auch gar nichts sprach dafür, dass Hertha-Stürmer Kalou im Strafraum freigespielt und zu Fall kommend Eintracht-Torwart Hradecki in abseitsverdächtiger Position irritieren würde, sodass – na, wer wohl – der giftig nachsetzende Ibisevic mit links einnetzen konnte. Die Eintracht schimpfte über den vielleicht irregulär erzielten Treffer. „Beim Abschluss war es klar Abseits“, sagte Niko Kovac später. „Das Tor hätte also nicht zählen dürfen.“ Und wenn man das schon zählt, dann wäre aus Frankfurter Sicht zu diesem Zeitpunkt ein 1:1 gerechter oder dem Spielverlauf angemessener gewesen – in Erinnerung an Rebic und die 29. Minute.
Auf Hertha-Seite nahm man das ganz anders wahr: Nach den Gesetzen des Ergebnisfußballs machte sich unter den 43.000 Zuschauern im Olympiastadion Zufriedenheit breit, schien die Partie doch mit dem Führungstreffer entscheiden. Zumal zu allem Überdruss nach einem Schlag in das Gesicht von Berlins Niklas Stark noch der Frankfurter Haris Seferovic in der 78. Minute vom Platz flog.
„Berechtigte Entscheidung“, kommentiert ein sichtlich unerfreuter Kovac und kündigte ein wenig hilflos eine Geldstrafe an. „Was soll ich denn sonst machen? Ihn etwa in Urlaub schicken?“
Es folgte Vladimir Daridas Kopfballtor zum 2:0 für Hertha. Immerhin, Eintracht Frankfurt bleibt zunächst mal auf Platz sechs der Tabelle. Grund genug für die mitgereisten Fans, ihre Eintracht zu feiern. Und Hertha landete mit zwei Punkten mehr auf Platz fünf. Sie sollte aber bald wieder schöner spielen.
Vor dem Spiel allerdings hatten sich mitgereiste Schläger aus Frankfurt mit Berlinern am Samstagnachmittag zur Randale im Berliner Stadtteil Moabit verabredet. Etwa 50 bis 100 Fans prügelten sich in der Beusselstraße, einer belebten Straße mit vielen Geschäften. Es flogen Steine, Flaschen und Feuerwerksraketen. Die Polizei nahm etwa 40 Fans aus beiden Lagern fest.
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