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Peitschen und Saufen

betr.: „Wodka für Gott und Vaterland“, taz vom 28. 9. 05

Der historische Mythos von den freien Kosaken, der rebellischen Männergesellschaft mit ihrer speziellen Art der Demokratie, hat sicher etwas Faszinierendes – die ukrainische Antwort auf Cowboys und Indianer im Wilden Westen, sozusagen. Nicht umsonst ist „Cossacks“ auch der Name des bekanntesten Computerstrategiespiels aus der Ukraine, das weltweit (auch in Deutschland) millionenfach verkauft wurde.

Die beiden Autoren orientieren sich offensichtlich auch an diesem Mythos und haben dabei vielleicht ein wenig die kritische Distanz vergessen. Ich hätte z. B. gern gewusst, was eigentlich die Frauen zu diesen Kosakenspielen sagen. „Wir Kosaken haben nach den Griechen als Zweite in Europa die Demokratie eingeführt“, sagt einer – und genau wie die Griechen bezog die Demokratie auch bei den Kosaken nicht die Frauen ein. Die beiden Autoren haben anscheinend nicht einmal mit einer Frau gesprochen, obwohl nach den Fotos durchaus Frauen anwesend waren. Eine weitere Frage: Wenn doch „sogar ein Lutheraner Kosak werden“ kann, könnten Frauen nicht vielleicht auch …? Und was ist mit dem großen ukrainischen Kosaken-Helden Bogdan Chmelnizki, der einen Volksaufstand anführte und im Artikel als Staatsgründer erscheint: Dieser Volksaufstand kostete mindestens 10.000 Juden das Leben, wobei sich die Kosaken den jüdischen Frauen und Kindern gegenüber als ausnehmend grausam zeigten? Wissen das die heutigen Kosaken und spielt das in ihrem Geschichtsverständnis eine Rolle?

Was heißt das denn eigentlich, dass den Kosaken der „Schutz der öffentlichen Ordnung gestattet“ wird? Was wir erfahren: Sie sollen Prügeleien auf dem Marktplatz verhindern, werden ausgepeitscht, wenn sie nicht aufpassen, und finden es prima auszupeitschen und ausgepeitscht zu werden. Aber wieweit ihre Befugnisse gehen, wie sie mit dem Innenministerium zusammenhängen, ob sich da gerade eine kampffähige Truppe formiert oder doch eher ein ukrainischer Schützenverein? Antworten auf solche Fragen vermisse ich und für einen Artikel über „Peitschen und Saufen“ ist mir der Platz in der taz eigentlich zu schade. MONIKA ROSENBAUM, Münster

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