: Vorteile einer normalen Geburt
betr.: „Durch die Qual zur Nähe“, taz vom 23. 9. 05
Dieser „wissenschaftliche“ Artikel vermittelt mir den Eindruck, Opus Dei habe einen Teil der Anteile der taz erworben. Wenn es so viel Spaß macht, Folterqualen auszuhalten, warum haben dann nicht alle Frauen in unserem Land dutzendweise Kinder? Männer haben demnach überhaupt keine Nähe zu ihren Kindern?
Wie sieht es mit Schwangerschaftsdepressionen aus, die z. B. auftreten, weil die eingeschwemmten „Glückshormone“ genauso schnell wieder abgebaut werden? Die Frau, die vor kurzem in vielen Zeitungen Schlagzeilen gemacht hat, weil sie ihre neu geborenen Kinder umbrachte, hat, so viel ich weiß, „vorschriftsmäßig“ qualvoll zur Welt gebracht.
Ich selbst bin christlich erzogen worden und habe den Satz „Du sollst unter Schmerzen gebären“ mehr als nur einmal zu viel gehört. Darum habe ich keine Kinder. Wie fühlt sich wohl eine Frau, die aufgrund der Wehenschmerzen vermittelt bekommt, dass es eine „verdiente Strafe“ ist, bis zur Bewusstlosigkeit gefoltert zu werden? Sind es eigentlich die gleichen „Glückshormone“ wie in der Schwangerschaft, die Frauen dazu veranlassen, bei Männern zu bleiben, die sie misshandeln?
Der Bibelbezug ist extrem frauenfeindlich und – wie der gesamte Artikel – ein gefundenes Fressen für die Kirchen. Ganz sicher macht er aber keiner Frau Mut, Kinder zu bekommen.
RAMONA HEY, Bad Kreuznach
Wie kommt ihr eigentlich auf die Idee, dass ein Kaiserschnitt zu den schmerzlosen Geburten zu rechnen ist? Als Hebamme kann ich sagen, dass Kaiserschnittmütter nach der Geburt eine 10 cm lange Narbe in der Bauchdecke und in die Tiefe bis zur Gebärmutter haben. Die tut weh und zwar lange, länger als die meisten Spontangeburten.
Es entscheiden sich auch nicht 25 Prozent der Frauen zum Kaiserschnitt. In den meisten Fällen gibt es eine medizinische Indikation und viele dieser Frauen hätten gerne auf normalem Wege geboren. Die Wunschkaiserschnitte sind im Moment noch in der Minderzahl, Tendenz allerdings steigend. Und zu der steigenden Tendenz habt ihr mit der bescheuerten „Qual-Überschrift“ sicher beigetragen. Insgesamt hat der Beitrag ja einen ganz anderen Tenor, der eher auf die Vorteile einer normalen Geburt hinweist.
DOROTHEA TEGETHOFF, Kleinmachnow
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