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MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Vom Psychedelischen ist an dieser Stelle viel die Rede. Psychedelischer Pop oder psychedelischer Rock. Ein letztlich aus den Sechzigern kommendes Echo mit dem Versprechen, dass es da vielleicht doch ein bewusstseinserweiterndes Schlupfloch geben mag, durch das man mit all diesen stilistischen Hilfsmitteln wie der Verzerrung und dem Hall rutschen mag, um an so schwer benennbare Sachverhalte wie Transzendenz oder gar Spiritualität zu rühren.

Was durchaus Zielorientierungen der psychedelischen Musik sind.

Die man als Agnostiker aber auch mal im Raum stehen lassen darf und sich einfach so an der psychedelischen Musik freuen. Weil sie sich eben recht hübsch anhören kann. Man muss ja nicht gleich an alles glauben, an dem man Gefallen findet.

Wobei man den Cosmonaunauts, diesen aus Los Angeles kommenden und dem Trance­rock zugeneigten Gararagenpsychedelikern, die am Sonntag im Bassy spielen, schon gerne auf den Leim geht. Von Velvet Underground lassen sie sich inspirieren, von Sonic Youth. Vor allem aber von Spacemen 3, bei denen das Bekenntnis zu erstens der Gitarre und zweitens dem Prinzip, es möglichst und mit Nachdruck simpel zu halten, mal formvollendet zusammenkam. Auch die Cosmonauts haben so einige Melodieschübe an der Gitarre gefunden, die, nachdrücklich durch die Repetition geschleust, an eine beglückende Schönheit reichen (Schönhauser Allee 176a, 21 Uhr, 11 €).

Das mit der Schlagkraft der Repetition, das hat der Pop natürlich auch bei der Minimal Music gelernt. Wie die funktioniert mit ihrem Sog, den rhythmischen Strudeln und vor allem den Phasenverschiebungen, lässt sich am Montag bei einem frühen Minimal-Stück, „Violin Phase“ von Steve Reich, im Konzerthaus begutachten, mit den nötigen Informationen dazu bei der Reihe „2 x hören“ (Gendarmenmarkt, 20 Uhr, 15 €).

Und eine schöne Seltsamkeit mit forciert komischem Namen: Tonstartssbandht – am Dienstag im Urban Spree – wollen als Ton-Starts-Bandit gesprochen werden, sind die beiden aus Florida kommenden Brüder Andy und Edwin White und verwalten einen reichen musikalischen Kosmos, in dem unter anderem Lofi, verblasener Pop, stampfender Rock, Cut-up-Techniken und engelsgleich gesungene Melodiebögen ihren Platz haben, was musikgeschichtlich an Kraut – wie das allererste Faust-Album – und Rüben – wie die schönsten Momente von Neuseelands Flying-Nun-Rockern – andocken kann.

Und weil die beiden bei Bedarf auch was von Spacemen 3 (siehe oben) zu spielen wissen, kann sogar der psychedelische Regelkreis mal elegant geschlossen werden (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 13 €).

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