Kurzkritik: ANDREAS SCHNELL über „Power Lines“: Abstrakte Heimatbilder
Sind das nun Gemälde oder Objekte? Oft zeichnet Lena Schmidt auf großen, viereckigen Spanholzplatten. Aber wenn man genau hinschaut, haben sie Struktur, und die Übergänge zu den auf Podesten postierten Holzklötzen sind fließend. Und Objekte sind es eben dann doch allesamt: zurückgelassen, gefunden, bearbeitet.
In ihnen lebt ein Stück Industriegeschichte – und auf ihnen der künstlerische Blick darauf. Lena Schmidt lässt sich von den Brachen dieser Welt, von Abbruchmomenten inspirieren. Das sind zum einen die verlassenen Lagerhallen und Fabriken, zum Beispiel aus dem Hamburger Hafen, zum anderen die „Power Lines“, die der Ausstellung ihren Namen gaben: Hochspannungsleitungen also, durch die Energie und Informationen fließen. Und die höchst fragil sind. Schmidt zeichnet diese „Power Lines“ mit Markerstiften in kraftvollem Strich. Ihre Spannung gewinnen sie aus den Übergängen von strengen Strukturen und klaren Linien ins Diffuse, aber auch aus der surrealen Kombination von Dunkelheit und Licht.
Als „Heimatbilder“ hat die Künstlerin leicht ironisch ihre Arbeiten im Interview bezeichnet. Das hat durchaus was für sich. Heimatbilder erzählen ja auch immer von etwas Vergangenem, sind nicht deckungsgleich mit ihrem Gegenstand. Und Trauer über Verlorenes schwingt in den Objekten immer mit.
Bis 21. 12., Mittwoch bis Freitag 16-19 Uhr, K‘ - Zentrum Aktuelle Kunst, Alexanderstr. 9b, www.k-strich.de
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